Markus Graf zählte nicht nur zu den Grössen des Schweizer Immobiliengeschäfts, sondern zu den findigsten Köpfen im Fonds-Business. Nun ist er im Alter von 68 Jahren verstorben.

Als CEO der grössten Immobilien-Firma des Landes, der Swiss Prime Site (SPS), verwendete Markus Graf zuweilen einen Kniff, um bei Verhandlungen zu punkten. Im Chefbüro hoch oben im Zürcher Prime Tower setzte er seinen Gegenpart jeweils ins Fenstereck. An einen Ort also, der beidseitig fast 100 Meter in die Tiefe abfällt – mit einer Glasscheibe als einzige Barriere zum Abgrund.

Das, erklärte Graf einmal nicht ohne Schalk, habe überraschende Resultate gezeitigt.

Der Prime Tower als Krönung

Der Prime Tower (Bild unten), bei der Fertigstellung im Jahr 2011 mit 126 Metern das höchste Gebäude der Schweiz, war das krönende Projekt von Grafs Karriere – und das glasgewordene Abbild der Vormachtstellung von SPS im Schweizer Markt. Seit der Börsenkotierung im Jahr 2000 hat sich der Wert der SPS-Aktie beinahe verdoppelt. Die Mitarbeiterzahl ist von anfänglich 20 auf heute 4'800 angestiegen.

Ende 2017 hatte sich Graf aus dem Verwaltungsrat der Gesellschaft verabschiedet, um sich einzelnen Mandaten zu widmen. Nun ist er 68-jährig an einem Herzversagen verstorben, wie diversen Todesanzeigen am Dienstag zu entnehmen war.

Mit Immobilienfonds nach oben

Mit seinem Hinschied verliert nicht nur das Immobilen-Business, sondern auch das Swiss Banking eine prägende Figur. Der diplomierte Architekt Graf, der im Auftritt so bodenständig wie in seinem Denken visionär war, konnte nämlich noch einiges mehr als Türme wie den Prime Tower oder den Basler Messeturm in die Höhe ziehen.

PrimeTower 500

(Bild: Primetower.ch)

Seinen Aufstieg verdankte er dem frühen Entscheid, aus dem Baugeschäft ins Bankfach zu wechseln – er stieg bei der Credit Suisse (CS) ein, wo er zu er sich mit den damals noch unbekannten Themenfonds rasch einen Namen machte. 1995 hatte er bereits die Leitung des Bereichs Real Estate Asset Management inne, wo er als einer der ersten das Potenzial von Immobilienfonds erkannte. Heute sind 29 solche Vehikel an der Schweizer Börse SIX gelistet.

Stabile Bande zur Credit Suisse

Von den Fonds schritt Graf alsbald zu den Immobilien-Gesellschaften. 1999 übernahm er zusätzlich die Leitung der SPS, die von den Pensionskassen der CS, der Industriefirma Siemens sowie der Axa-Vorgängerin Winterthur Leben ins Leben gerufen worden war. Bis 2012 behielt Graf das Doppelmandat, dann wurde ihm dieser «Pyjama» zu eng, wie er einmal gegenüber dem Schweizer Nachrichten-Portal «Cash» erklärte.

Er sagte der Führungsrolle bei der CS lebewohl, blieb aber diversen Gesellschaften der Grossbank als Verwaltungsrat erhalten.

Mit dem «Betongold» alleine gab sich der umtriebige Solothurner ebenfalls nicht zufrieden. Er erinnerte sich an den Erfolg der Themenfonds und investierte mit der SPS folgerichtig in Zukunftstrends. So ins Thema «Wohnen im Alter», was 2013 zur Übernahme des Altersresidenzen-Anbieterin Tertianum und 2015 zum Kauf des Pflegeheim-Betreibers Seniocare führte. Bereits 2012 hatte der Platzhirsch die CS-Tochter Wincasa übernommen, die grösste Immobilien-Bewirtschafterin des Landes.

Feinfühlig fürs Wetter

Das sich nach der SPS auch zahlreiche andere Anbieter und Investoren auf Alterswohnungen stürzten, überzeugte Graf einmal mehr, die Wetterlage richtig gedeutet zu haben.

Womöglich hatte er hier jedoch einen technischen Vorsprung gegenüber der Konkurrenz. Graf nannte eine kleine Wetterstation sein eigen, die er vom Dach des Prime Towers aus betrieb – und die ihm auch das leiseste Lüftchen ins Chefbüro meldete.