Das Investmentbanking gilt als Disziplin mit der ungesundesten Work-Life-Balance – nicht so in Dänemark. Aber wie sieht es bei den Schweizer Grossbanken aus?
Der coolste Job mit der besten Bezahlung ist im Investmentbanking schon länger nicht mehr zu finden: Die grossen Tech-Unternehmen im Silicon Valley haben den Banken an der Wall Street den Rang abgelaufen.
Ein Problem, das vor geraumer Zeit auch Andrea Orcel adressiert hat. Wie finews.ch seinerzeit berichtete, nannte der UBS-Investmentbank-Chef die dänische Bankenkultur als erstrebenswertes Vorbild – was die Work-Life-Balance betrifft.
Andere Anreize setzen
Dort sei ab fünf Uhr Nachmittags kein Banker mehr im Büro. Alle würden ihre Kinder von der Schule oder aus dem Hort abholen und später noch von zu Hause arbeiten, sagte er und ordnete für seine Mitarbeiter zwei freie Stunden während der Arbeitszeit für persönliche Angelegenheiten an.
Auch andere Banken gingen die «Workaholic»-Kultur an: 80 oder gar 100 Stunden Arbeitszeit pro Woche sind ein gar unattraktiver Anreiz, um junge, gut ausgebildete Arbeitskräfte bei der Stange zu halten.
Das US-Research-Unternehmen Wall Street Oasis (Daten hinter Bezahlschranke) hat nun bei den wichtigsten Investmentbanken nachgefragt, wie es mit den Arbeitszeiten steht. Tausende von Bankern aus den verschiedenen Instituten haben geantwortet, woraus sich ein repräsentatives Bild ergibt.
Euro-Banken verlangen weniger Einsatz
Das Resultat: 80-Stunden-Wochen sind in den Finanzboutiquen noch die Norm, während ein Job bei der deutschen Commerzbank eine «9-to-5»-Work-Life-Balance noch am ehesten ermöglicht. Human sind die Arbeitszeiten auch bei einer Société Générale oder bei der immer noch teilverstaatlichten Royal Bank of Scotland.
Das Ergebnis aus den Antworten von UBS-Investmentbankern zeigt hingegen: Es wird nach wie vor viel gefordert. Interessant ist, dass neben der UBS auch die Credit Suisse einen höheren Arbeitseinsatz von ihren Angestellten in der Investmentbank fordert als die US-Konkurrenz an der Wall Street.