Der in der Schweiz bekannte Banker Søren Mose übernimmt neu das Präsidium von Twint. Im exklusiven Interview mit finews.ch erklärt er, was die helvetische Bezahl-Applikation von seiner früheren Heimat Dänemark lernen kann.
Søren Mose tritt erneut ins Rampenlicht. Wie von der Betreiberin der Bezahl-App Twint am Mittwoch zu erfahren war, übernimmt der 53-jährige gebürtige Däne das Präsidium. Er folgt damit auf Jürg Weber, der als Chef der Bezahlsparte der Börsenbetreiberin SIX ausschied und nun auch den Twint-Verwaltungsrat verlässt.
Mose ist im Swiss Banking kein Unbekannter. Er war ab 2002 Chef der dänischen Jyske Bank in der Schweiz und von 2007 an CEO der Saxo Bank, die er aus einer schwierigen Lage heraus stabilisieren musste. Dort ging er jedoch 2014 überraschend von Bord. Seit jenem Jahr amtet Mose auch als Verwaltungsrat der SIX; ausserdem sitzt er im Aufsichtsgremium der AP Anlage & Privatbank sowie von Tissot Velodrome Suisse.
Gegenüber finews.ch erläuterte Mose nun exklusiv, wo er bei Twint die Akzente setzen will.
Herr Mose, wie Ihr Vorgänger Jürg Weber haben Sie eine Verbindung zur SIX. Hat der Finanzinfrastruktur-Konzern einen fixen Anspruch auf das Twint-Präsidium?
Der Verwaltungsrat hat eine Executive-Search-Firma beauftragt, einen Nachfolger für Jürg Weber zu suchen. Dabei wurde ich von extern kontaktiert und habe offenbar zu überzeugen vermocht.
Wie?
Kriterien waren unter anderem Fähigkeiten und Erfahrung in den Bereichen digitales Banking und mobiles Bezahlen. Ich bin seit 34 Jahren im Banking tätig, seit 2002 in der Schweiz und habe bei der Saxo Bank eine digitale Finanz-Plattform aufgebaut.
Ihr letzte operative Charge, die Online-Bank Saxo in der Schweiz, haben Sie 2014 abrupt verlassen. Wie lange planen Sie nun, Twint zu begleiten?
Ich habe die Saxo Bank aufgebaut und während sieben Jahren geleitet, also über eine lange Zeit.
«Der Koordinationsaufwand mit den Partnerbanken war vor allem am Anfang hoch»
Auch vorher habe ich immer über längere Zeit Verantwortung für ein Unternehmen übernommen. Das wir auch bei Twint so sein, zumal das Unternehmen in einer spannenden Aufbauphase ist, auf deren Begleitung ich grosse Lust habe.
Twint startete in seiner neuen Form 2017 mit Verzögerung, hegt nun aber grosse Ambitionen. Wo sehen Sie derzeit die grössten Baustellen?
In der Schweiz hat es noch nie ein vergleichbares Projekt gegeben, das so rasch am Markt war. Ein komplexes mobiles Zahlungssystem aufzubauen mit heute 40 Banken, die mitmachen, ist nicht trivial. Da müssen unterschiedlichste IT-Systeme integriert werden. Seit dem Start im April 2017 ist Twint stetig am Wachsen und zählt aktuell 600'000 registrierte Nutzer. Das ist eine gute Leistung. Zudem werden pro Monat bereits 500'000 Transaktionen mit Twint gemacht.
Aber wo sind die Baustellen?
Die gibt es natürlich. Vor allem ist noch zu wenig bekannt, dass Twint vor allem im E-Commerce die einzige Zahlungsart ist, wo Nutzer keine Bank- oder Kreditkartendaten preisgegeben müssen und direkt vom Bankkonto zahlen können. Das pushen wir derzeit.
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