Der Bitcoin ist zum heissesten Spekulationsobjekt überhaupt geworden. Vertrauen erweckt das jedoch nicht – stattdessen droht ein ähnliches Dilemma wie in den apokalyptischen «Mad Max»-Filmen.
Ein Journalist äusserte jüngst das Bonmot, der Bitcoin sei gerade dabei, sich zwischen 1 und 10'000 Dollar einzupendeln. Tatsächlich hat die bekannteste digitale Währung in den letzten Tagen Kursschwankungen von mehreren 100 Dollar vollzogen.
Das mag Spekulanten erst recht für den Bitcoin entflammen. Die Turbulenzen sind jedoch Wasser auf die Mühlen von prominenten Kritikern wie den Bankenchefs Jamie Dimon, Sergio Ermotti und Tidjane Thiam, welche die Kryptowährung als zu unseriös und unsicher abtun. Sie dürften sich in ihrer Meinung bestätigt sehen, dass dem Bitcoin nicht über den Weg zu trauen ist.
Dabei steht das Vertrauen bei digitalen Devisen im Zentrum. Weil diese keine Zentralbanken, Intermediäre und Autoritäten kennen, gründet jegliche Transaktion auf dem Vertrauen der Partner zueinander.
Zwanzig Waschmaschinen laufen lassen
Teunis Brosens, Analyst bei der niederländischen Bank ING, erkennt darin das «Mad Max»-Problem der Kryptowährungen. In den apokalyptischen Filmen mit dem gleichnamigen Helden herrscht bekanntlich pure Anarchie. Die einzige Konstante lautet: Traue niemandem über den Weg.
Das Vertrauensproblem in einer Welt ohne Autoritäten hat der Bitcoin aufs Erste gelöst – mit teurer Energie. Gewaltige Mengen an Elektrizität sind notwendig, um neue digitale Münzen zu «minen» und Transaktionen zu verifizieren.
So fliessen 200 Kilowattstunden in eine einzige Transaktion auf der Bitcoin-Blockchain. Davon könnte man zwanzig Waschmaschinen laufen lassen, rechnet ING-Analyst Brosens vor. Oder 20'000 Mal mit der Visa-Karte bezahlen (siehe Grafik unten).
Drohende Krypto-Plutokratie
Doch mit seinem Energiehunger stösst Bitcoin je länger je mehr an Grenzen. Brosens zählt mögliche Auswege auf. Erstens, Intermediäre – geeignet wären seiner Meinung nach Banken – wachen über die Abwicklung der Transaktionen. Dies widerspricht jedoch den Vorstellungen der libertären Krypto-Szene diametral. Des Weiteren: Wer neue Bitcoin schöpft, hinterlegt Krypto-Münzen als Pfand. Bei einem Betrugsversuch würde dieses als wertlos entfallen.
Auch das hat einen gewichtigen Nachteil. Nur Reiche könnten sich wohl ein solches Pfand leisten. Damit droht der Aufstieg einer neuen Krypto-Plutokratie – und das klingt nun wirklich wie eine Vision aus einem Mad-Max-Film.