Frauen sind die neue, aufstrebende Kundengruppe unter Privatbanken, so auch bei Julius Bär. In diesem Kontext hat sich das Zürcher Traditionsinstitut zusätzliche Expertise angeeignet.

Was unterscheidet eine vermögende Bankkundin von einem vermögenden Bankkunden? Und wie sollen Vermögensberater darauf reagieren? Diesen Fragen ging die Zürcher Privatbank Julius Bär in einer Umfrage zusammen mit der Firma Campden Wealth nach und befragte dazu zehn wohlhabende Frauen mit Wohnsitz in der Schweiz.

Aus der Analyse der Interviews leitet die Bank verschiedene Handlungsempfehlungen für Vermögensverwalter ab.

1. Jeder ist ein Unikat

Sitzen Eheleute einem Vermögensberater gegenüber gilt es, jede Partei als einzigartig zu betrachten und deren individuellen Anlagebedürfnisse abzuklären. Denn Frauen favorisieren risikoärmere Anlagen mit einem Fokus auf Nachhaltigkeit.

2. Mehr Frauen in der Beratung

Mittlerweile bauen Frauen ihr eigenes Vermögen auf oder tragen zum Familienwohlstand bei. Dies erfordert auch eine stärkere Einbindung der weiblichen Perspektive in die Kundenberatung. In diesem Kontext sollten Banken auf eine ausgewogene Rekrutierung von weiblichen und männlichen Kundenberatern achten.

3. Expertise aufbauen

«Tu Gutes und verdiene daran», dies ist das Credo des aufstrebenden Impact Investings, bei dem privates Kapital in sozial motivierte Firmen fliesst, um deren Wachstum zu fördern. Diese noch relativ neue Anlageklasse spricht vor allem Frauen an, wie die Autoren betonen. Vermögensberater müssen sich demnach eine fundierte Beratungs-Expertise in diesem Bereich aneignen.

4. Netzwerke fördern

Die befragten Frauen legen grossen Wert auf soziale Netzwerke. Diese zu fördern, gehört neu ins Pflichtenheft der Beraterinnen und Berater. Daraus ergeben sich auch Chancen von Joint-Ventures und Ko-Investments.

5. Präventiv wirken

Der kürzlich erschienene Campden Wealth’s Global Family Office Report prognostiziert einen signifikanten Generationenwandel innerhalb der kommenden 15 Jahre. Wohlhabende Familien gilt es, darauf vorzubereiten, indem die jungen Generationen in die Beratung miteinbezogen und die Eltern in der Nachfolgeplanung unterstützt werden.

Dass Frauen in der Vermögensverwaltung eine immer wichtigere Rolle einnehmen, zeigt auch das Frauenförderungsprogramm der UBS, worüber finews.ch berichtete.

Aufstrebende Frauen

Der Blick auf ein paar Zahlen zeigt weshalb: So schätzen Fachleute, dass heute weltweit 13 Billionen Dollar an Vermögen in Frauenhand liegen. Bis in fünf Jahren sollen es gar 18 Billionen Dollar sein. Das heisst, dass das Vermögen der Frauen im Schnitt um 1,6 Prozent schneller wächst als dasjenige der Männer.

Grund für den stärken Zuwachs sind angeblich zweierlei: Demografisch gesehen leben Frauen im Schnitt länger als Männer und erben deshalb öfters zweimal: Beim ersten Mal von den Eltern, beim zweiten Mal vom Ehemann. Zudem gibt es immer mehr Unternehmerinnen, die Wohlstand selber generieren.