Die Schweizer Bevölkerung honoriert die Anstrengungen der Banken zur Vergangenheitsbewältigung. Doch die Finanzbranche darf sich nicht auf diesen Lorbeeren ausruhen, findet Daniela Lüpold.
Daniela Lüpold ist Leiterin Kommunikation Latin World der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg)
Exakt 73 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer sind der Meinung, dass der Schweizer Finanzplatz international einen guten und professionellen Ruf geniesst. Dieses positive Ergebnis ist das Resultat einer repräsentativen Meinungsumfrage, welche die Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg) seit Jahren regelmässig mit dem unabhängigen Institut M.I.S. Trend durchführt und deren aktuellste Resultate vergangene Woche veröffentlicht wurden.
Von den 73 Prozent ist eine deutliche Mehrheit der Ansicht, dass der Schweizer Finanzplatz uneingeschränkt einen guten und professionellen Ruf geniesst, was einem deutlichen Plus von zehn Prozentpunkten entspricht im Vergleich zur letzten Umfrage im Jahr 2015. Immer noch ein gutes Drittel gibt an, dass der Finanzplatz auf internationaler Ebene vorwiegend einen guten Ruf geniesst.
Starke Steigerung
Dieses positive Umfrageumfrageergebnis ist für mich nicht selbstverständlich. Man braucht nur ein paar Jahre zurückzublättern als die Medien in der Finanzkrise die Banken mit negativen Schlagzeilen eindeckten. Im 2010 sank der besagte Wert auf 64 Prozent, 2013 attestierten sogar nur noch 60 Prozent dem Schweizer Finanzplatz einen guten und professionellen Ruf auf internationaler Ebene. Es ist deshalb mehr als erfreulich, dass dieser Wert nun innerhalb von vier Jahren um 30 Prozentpunkte zugenommen hat.
Bestätigt wird das Resultat durch die Feststellung, dass immer weniger Schweizerinnen und Schweizer denken, die Banken würden dem Ruf der Schweiz schaden. Während 2013 noch eine besorgniserregende Mehrheit dieser Meinung war, glaubt das heute nur noch etwas mehr als ein Drittel der Bevölkerung.
Anstrengungen zahlen sich aus
Die Frage nach den Gründen für das positive Resultat beantwortet die Studie zwar nicht, mögliche Erklärungen gibt es meiner Meinung nach aber durchaus. Die Banken haben viel Arbeit geleistet, um sich ihren guten internationalen Ruf zurückzuerobern.
Sie haben ihre Vergangenheit gewissenhaft aufgearbeitet und setzen vorbildlich die internationalen regulatorischen Standards um, wie beispielsweise im Bereich von Eigenkapital und «Too big to fail». Zudem verfügt der Finanzplatz über eines der strengsten Gesetzesdispositive, um Geldwäscherei und Terrorismusfinanzierung zu verhindern.
Seltene Konvergenz
Diese Anstrengungen widerspiegeln sich auch bei den Meinungen über die Bankenbranche. Fast die Hälfte der Bevölkerung (47 Prozent) glaubt, dass ihre Landsleute eine positive bis sehr positive Meinung über die Bankenbranche haben. Die wahrgenommene Meinung über Banken liegt damit so nahe bei den tatsächlichen Einstellungen wie seit 2001/2002 nicht mehr. 2017 zeigt damit eine lange nicht mehr beobachtete Konvergenz.
Ausserdem lässt sich zwischen den beiden Werten auch eine Korrelation herstellen: Je besser die persönliche Sicht auf die Banken, desto höher fällt tendenziell auch die für die Bevölkerung vermutete Meinung aus.
Keine Zeit für eine Pause
Die Schweizer Banken dürfen sich aber nicht auf den positiven Resultaten ausruhen. Sie müssen sich auch in Zukunft an internationale Standards und Gesetze halten, es ist aber davon auszugehen, dass sie das tun. Ziel muss sein, das Image der Banken in der Schweizer Bevölkerung weiter zu verbessern.
Als Ansporn dürfte vielleicht der Wert aus dem Jahr 2007 gelten: Damals vertraten 89 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer der Meinung, dass der Schweizer Finanzplatz einen guten und professionellen Ruf auf internationaler Ebene geniesst. Steigerungspotenzial ist mit 15 Prozentpunkten also vorhanden.