Der Konzernchef der Credit Suisse, Tidjane Thiam, wehrt sich gegen eine internationale Standardisierung der Bankenregulierung. Er fordert eine Allianz zwischen australischen und europäischen Banken.
Die Credit Suisse (CS) braucht mehr Eigenkapital. Unklar bleibt nach wie vor, wie sie dieses beschaffen will: Via Börsengang der Schweizer Einheit der CS oder durch eine weitere Kapitalerhönung.
Derzeit beträgt die Kernkapitalquote (CET1 Quote auf Look-through Basis) 11,6 Prozent. Gefordert nach Basel II sind bis 2019 13 Prozent.
CS-CEO Tidjane Thiam will sich diesbezüglich alle Optionen offen halten. Doch wie die Zeichen nun stehen, scheint ein Börsengang immer unwahrscheinlicher. Darauf weist auch Thiams Statement an einer Investorenkonferenz in Hongkong hin, das die australische Tageszeitung «The Australian» (Artikel bezahlpflichtig) am Mittwoch aufnahm.
Nicht Äpfel mit Birnen vergleichen
Der CS-Konzernchef verteidigte die Kapitalisierung «seiner» Bank, in dem er einen Vergleich zwischen den europäischen, australischen und amerikanischen Finanzinstituten zog. Demnach übertreffe bei der CS die Bilanzsumme das Aktienkapital um das 30-fache. Bei den australischen Banken betrage dieser Faktor 20 und bei den amerikanischen gar nur 15.
Die Differenzen haben ihren Grund: In den USA finanziert sich die Wirtschaft vorwiegend über den Kapitalmarkt und weniger über Banken. In Europa hingegen sei es gerade umgekehrt, so Thiam.
Allianz gegen globalen Standard
Deshalb ist es für den CS-Lenker unmöglich, ein global gültiges regulatorisches System zu finden, das für alle Banken funktioniert. Dies würde europäische und australische Banken gegenüber ihren amerikanischen Rivalen zu stark belasten, und das sei «unfair», so Thiam weiter.
Thiam schlug deshalb eine Allianz zwischen australischen und europäischen Banken vor, die sich gegenüber dem Regulator für eine differenzierte Regulierung einsetzt. In diesem Zusammenhang begrüsst der gebürtige Ivorer die Deregulierungsbemühungen der Trump-Administration im Bankenbereich.