Das asiatische Investmentbanking der UBS baute jahrelang praktisch auf einem einzigen Markt auf: China. Dieser Fokus birgt Nachteile, wie sich nun zeigt.
Seit einiger Zeit herrscht in der UBS Investmentbank Asien-Pazifik Unruhe. Die Abgänge und Wechsel im Top-Management häuften sich. So verliess der Chef der Einheit David Chin die Bank im Jahr 2015 nach über 21 Jahren Zugehörigkeit. An seiner Stelle installierte die UBS Co-Chefs. Doch nach nur einem Jahr verliess auch Saurabh Beniwal die UBS. Die Einheit wird nun nur noch von Joseph Chee geführt.
Im Bereich Corporate Client Solutions, dem Beratungs- und M&A-Geschäft, kam es ebenfalls zu einem Führungswechsel: Matt Hanning ging und Sam Kendall (Bild unten) übernahm seinen Job vergangenes Jahr.
Markteinbruch in China war ein Auslöser
Dieser Kendall sprach nun gegenüber der Nachrichtenagentur «Bloomberg» relativ offen die Probleme der UBS Investmentbank in Asien an. Auslöser war wohl der massive Markteinbruch der chinesischen Aktienmärkte im Jahr 2015 gewesen.
Dieser traf die UBS weit härter als die Konkurrenz. «Wir waren zu 100 Prozent auf China fokussiert», sagte Kendall. «Das funktioniert, wenn der chinesische Markt gut läuft. Als er nicht mehr gut lief, fehlte uns die nötige Agilität in unserem Geschäft.»
Die Bürokratie übernahm
Die UBS habe andere Märkte in Asien schlicht vernachlässigt, was sich nun rächte. Der Grossbank fehlten Kontakte und Zugang zu anderen Märkten, während in China die Konkurrenz heimischer Banken zunahm, die Gebühren sanken und die Regulatoren genauer hinsahen.
Aber auch innerhalb der UBS hatten sich die Verhältnisse geändert. Während vor einer Dekade die Investmentbanker noch an der lockeren Leine geführt wurden und Deals ohne viel Aufhebens abschliessen konnten, ist das Klima nun ein anderes.
Unwiderstehliche Strahlkraft schien erloschen
Untersuchungen der Hongkonger Finanzaufsichtsbehörde über das Geschäftsgebaren der UBS im IPO-Markt sind ein Hinweis darauf, dass die Kontrollen in der Bank lange zu lasch gewesen waren.
Doch hat der Kurswechsel innerhalb der Bank auch Schaden angerichtet. Kendall sagt, seine Investmentbanker hätten sich darüber beklagt, das Management sei viel zu bürokratisch geworden und Entscheidungen würden zu langsam gefällt. Das habe die UBS Geschäfte gekostet.
Abschmelzen des Gewinns
«Die Banker hatten das Gefühl, wir hätten unser 'Mojo' verloren», so der 46-jährige Kendall. Die unwiderstehliche Strahlkraft der UBS der früheren Jahre schien erloschen. «Es herrschte tiefe Frustration. Worin wir früher einmal richtig gut waren, funktionierte plötzlich nicht mehr.»
Tatsächlich verlor die UBS gegenüber der Konkurrenz an Boden. Gemäss den Investmentbanking-League-Tables standen Morgan Stanley, Nomura und Citigroup Ende 2016 besser da als die Schweizer Grossbank. Härter war der Einbruch 2015 gewesen. Das China-Exposure der UBS führte nach dem Zusammenbruch der Märkte zu einem Abschmelzen des Vorsteuergewinns von über 60 Prozent, wie «Bloomberg» schreibt.
Investmentbanking à la UBS
Die UBS machte auch grobe Fehler. Es habe eine Reihe von Firmen gegeben, deren Börsengang die UBS vor vier oder fünf Jahren begleitet habe, so Kendall. «Diese haben in den vergangenen zwölf Monaten M&A-Transaktionen durchgeführt, ohne dass wir davon vorher etwas gewusst haben.»
Weiter fügt er an: «Ein gute Beziehung zu einem Unternehmenskunden zu führen, heisst mehr, als mit ihm einen Kaffee in der Lobby des Four Seasons zu trinken.»
Teams vergrössern, anderer Fokus
Kendall räumte zunächst auf. Seit er das Geschäft Corporate Client Solutions leitet, haben rund 20 Investmentbanker die UBS verlassen. 15 neue sind hinzugekommen, jüngst Andrea Casati von J.P. Morgan.
Der Fokus richtet sich nun nicht mehr in erster Linie auf China. Die UBS will unter Kendall ihre M&A-Beratungen in ganz Asien anbieten, vor allen in den Ländern im Südosten, in Südkorea und in Indien.
Erste positive Trendänderung
Kendall plant zudem, die Grösse seines Teams für Fusionen auf 14 Berater zu verdoppeln. Zudem setzt er Junior Banker vermehrt auf Industrien an, denn auf einzelne Länder.
Die Veränderungen zeigen positive Spuren. Laut Kendall hat sich die Anzahl Transaktionen, welche das UBS Investment Committee absegnen soll, in der zweiten Jahreshälfte 2016 gegenüber der ersten verdoppelt. Laut «Bloomberg» steht die UBS im laufenden Jahr auf Rang 2 im asiatischen M&A-Geschäft.
Der chinesische Markt ist heute ein anderer
Und China? Hier ist das «Mojo» wohl erstmal weg. Der chinesische Investmentboom im Ausland ist abgewürgt. Gemäss der Anwaltsfirma Linklater haben vergangenes Jahr chinesische Käufer im Ausland Deals in der Höhe von 220 Milliarden Dollar angekündigt.
Doch ein Drittel dieser Transaktionen wurde gestoppt. Chinesische Aufsichtsbehörden wollen die Geldströme lieber im eigenen Land sehen und die Regulatoren im Ausland blockieren aus Sicherheitsgründen vermehrt chinesische Investments im Energie- und Technologiesektor.