Die Credit Suisse will hoch bezahlte Jobs aus Kostengründen von New York nach Nord-Carolina verlagern. Doch ein Gesetz um die Benutzung von Toiletten vermiest der Bank diesen Plan.
Wie finews.ch bereits berichtete, will die Credit Suisse (CS) rund 1'500 Jobs von New York nach Morrisville im US-Bundesstaat Nord-Carolina verlagern. In dieser Stadt hat die CS bereits Quartier bezogen. Weitere Lokalitäten im sogenannten Research Triangle Park, zwischen den Städten Durham, Raleigh und Capitol Hill, stehen ebenfalls zur Auswahl.
Eigentlich hätte die Jobverlagerung rasch vonstatten gehen sollen. Denn die CS versucht unternimmt (fast) alles, um ihre Kosten zu senken. In Nord-Carolina sind die Miet- und andere Kosten bedeutend tiefer als in und um New York.
Auch die Deutsche Bank will nicht mehr
Doch wie das «Triangle Business Journal» diese Woche schreibt, hat die CS ihre Pläne auf Eis gelegt. Und sie ist nicht die einzige. Auch die Deutsche Bank und der US-Online-Bezahldienst Paypal wollen vorläufig darauf verzichten, im «Triangle» Standorte auf- und auszubauen.
Der Grund dafür ist vereinfacht gesagt ein Streit um die Benutzung von Toiletten. Komplizierter ist der Auslöser dieses Disputs: Die sogenannte House Bill 2 (HB2), ein Gesetz, das der Gouverneur von Nord-Carolina im März 2016 im Eiltempo durchgepaukt hatte.
Männer dürfen nicht aufs Männer-Klo dürfen
Dieses verbietet allen Gemeinden Anti-Diskriminierungsbestimmungen, die über jene des Staates hinausgehen. Das Gesetz schreibt unter anderem vor, dass in öffentlichen Gebäuden die Toiletten nur von Personen mit dem Geschlecht aufgesucht werden darf, das auf ihrer Geburtsurkunde vermerkt ist.
Mit anderen Worten: Transsexuelle Männer dürfen nur das Damen-Klo aufsuchen und umgekehrt. Zuvor hatte der Stadtrat von Raleigh, der von Demokraten dominiert ist, Unternehmen verboten, auf Grundlage der sexuellen Orientierung oder Identität zu diskriminieren.
Nord-Carolina ist besonders streng
Auch in anderen Staaten ist diese House Bill 2 als Gesetz verankert worden und hat zu lautstarken Protesten in der LGBT-Gemeinde (lesbisch, schwul, bisexuell und transgender) geführt. In Nord-Carolina ist die Ausgestaltung des Gesetzes aber besonders scharf.
Für Rockstar Bruce Springsteen war dies vergangenes Jahr Anlass gewesen, sein Konzert abzusagen. Sportveranstaltungen wanderten in andere Staaten ab.
CS ist beunruhigt
Die CS, die eine grosse Fürsprecherin der LGBT-Gemeinde ist, hat nun ein Problem. Darum will sie die weitere Entwicklung in Nord-Carolina abwarten, bevor sie weitere Büroflächen dazumietet. Die CS-Manager in New York seien beunruhigt, welche Auswirkungen die House Bill 2 noch haben könnte, heisst es vor Ort.
Die Hoffnung liegt auf der General Assembly in Nord-Carolina. Das Parlament des Bundesstaates könnte das Gesetz entweder ganz streichen oder einen tragfähigen Kompromiss finden.