Private Banker aufgepasst: Auf Gates, Buffett & Co. folgt eine neue Generation an Superreichen, die nicht mehr aus den USA stammt. Darum gilt es jetzt, den Kompass neu auszurichten.
Auf den ersten Blick liest sich das neuste «Who-is-who» der Reichsten dieser Welt wie eine altbekannte Geschichte, mit Namen, die uns schon lange geläufig sind: Bill Gates, Warren Buffett, Jeff Bezos... Und auch die nicht-amerikanischen Superreichen wie Textilmagnat Amancio Ortega aus Spanien oder mexikanische Telekom-Tycoon Carlos Slim figurieren im neusten Ranking der chinesischen Tageszeitung «Hurun» zeigt (siehe Tabelle).
Doch das ist nicht alles. Das Ranking illustriert besonders auch den Vormarsch der Asiaten – allen voran der Chinesen. Weltweit leben 2’257 Milliardäre – so viele wie noch nie zuvor. Zusammen besitzen sie acht Billionen Dollar. Mehr als ein Viertel aller Milliardäre stammt heute aus China.
Superreiche Volksvertreter
Reichster Chinese ist Immobilien-Tycoon Wang Jianlin. Er beziehungsweise seine Familie ist umgerechnet 30 Milliarden Dollar schwer und belegt damit den 19. Rang in der neuem Reichstenliste. Knapp dahinter folgt Alibaba-Gründer Jack Ma Yun, der 29 Milliarden Dollar sein Eigen nennt. Zu den dreissig reichsten der Welt zählt auch der Logistik-Unternehmer Wang Wei mit 27 Milliarden Dollar.
Unter den Superreichen in China befinden sich zudem auffällig viele Politiker. So besitzen die 200 wohlhabendsten Delegierten des Volkskongresses und der Konsultativkonferenz rund 3,5 Billionen Yuan (über 500 Milliarden Franken), wie die «FAZ» kürzlich berichtete. Die Summe entspricht übrigens ungefähr der Wirtschaftsleistung Schwedens.
Verheissungsvoller Markt für Banken
Solche verheissungsvolle Zahlen ziehen Banken und Vermögensverwalter magisch an. So bezeichnete Julius-Bär-CEO Boris Collardi China unlängst als der «grosse Heilige Gral für Vermögensverwalter», wie auch finews.ch berichtete. Asien ist für die Zürcher Privatbank nicht umsonst der «zweite Heimmarkt» nach der Schweiz. Und auch die UBS, derzeit der grösste Wealth Manager Asiens, plant seine Präsenz in der Volksrepublik auszubauen, wie Präsident Axel Weber kürzlich ankündigte.
Horrendes Wachstum
Rund 17'000 Milliarden Dollar schwer ist der chinesische Private-Banking-Markt gemäss Schätzungen der China Merchants Bank und der Beratungsgesellschaft Bain. Er wuchs seit 2012 mit 16 Prozent – jährlich. Die Anzahl Private-Banking-Kunden, solche mit mindestens 1,5 Millionen Dollar an investierbarem Vermögen, nimmt jedes Jahr um mehr als 20 Prozent zu.
Vermögenster Schweizer auf der Hurun-Liste ist übrigens nicht Ernesto Bertarelli und auch nicht der Roche-Clan mit den Familien Hoffmann und Oeri, sondern der in Brasilien aktive Schweizer Financier Jorge Lemann mit einem Vermögen von 26 Milliarden Dollar.