Die Banque Cramer will ihre Tochter auf den Bahamas verkaufen – doch hat sie das Geld nicht erhalten. Jesus Alejandro Garcia Alvarez, der mit seiner IXE als Käufer auftrat, droht ein juristisches Nachspiel.
Der Deal war auf der Zielgeraden. Die zuständige Aufsichtsbehörde, die Zentralbank der Bahamas, hatte grünes Licht gegeben für den Verkauf der dortigen Private Investment Bank Limited (PIBL), eine Tochter der Genfer Banque Cramer. Am 15. Februar hätte das «closing» der Transaktion stattfinden sollen. Doch dann kam es ganz anders.
Einen Tag später vermeldete nämlich die Eignerin von Cramer, die Genfer Beteiligungsgesellschaft Norinvest, dass sie den Verkauf abgebrochen hat. Die Käuferin, die IXE Capital auf den Bahamas, habe die vereinbarte Kaufsumme nicht überwiesen.
Rückzieher im Tessin
Dass eine Bankenübernahme in letzter Sekunden scheitert, das geschieht nicht oft im Swiss Banking. Dem mexikanischstämmigen Jesus Alejandro Garcia Alvarez könnte es nun schon zum zweiten Mal passieren.
Vergangenes Jahr trat er unvermittelt von der Kaufvereinbarung der Tessiner Arner Bank zurück, wie finews.ch berichtete. Nun hat IXE Capital, an der sein 2013 in Zürich gegründetes Unternehmen IXE Holding beteiligt ist, den Preis für die PIB nicht gezahlt.
Wie sich unschwer erraten lässt, muss Garcia wohl mit heftigen Reaktionen rechnen. Wie Kenner der Verhandlungen berichten, sei die Verkäuferseite überrascht und höchst verärgert über den bisher nicht zustande gekommenen Verkauf.
Die Banque Cramer wollte gegenüber finews.ch den Fall nicht kommentieren. Eine Stellungnahme der IXE Holding in Zürich steht noch aus.
Plötzlicher Liquiditätsengpass?
Hingegen zeichnet sich bereits ab, dass der Eklat um die PIBL für die Kaufinteressentin noch ein Nachspiel haben könnte. Wie aus der Pressemitteilung der Cramer-Eignerin Norinvest hervorgeht, ist es die Gegenseite, also IXE Capital, welche einen Vertragsbruch begangen hat. Damit liegt nahe, dass die Verkäufer Schadenersatz geltend machen, wenn das Geld nicht doch noch überwiesen wird.
IXE Capital besteht aus einen Konsortium von Investoren, darunter die IPG Securities Asset Management, TR4 und eben Garcias Schweizer IXE Holding. Wie es bei Akquisitionsverträgen üblich ist, müssen die Käufer zuerst einen «proof of funds» vorweisen – sonst geht gar nichts. Das könnte darauf hindeuten, dass es bei IXE Capital erst jüngst zu einem Liquiditätsengpass gekommen ist.
Die Zeit läuft ab
Wie aus dem Umfeld der Verhandlungen weiter zu erfahren war, bleibt den Käufern offenbar noch eine Deadline. Erst in einigen Wochen sind die Verträge für den Verkauf definitiv null und nichtig – und erst ab dann kämen eventuell Schadenersatzforderungen in Gang.
Bei der Verkäuferin Cramer ist derweil Konsolidierung angesagt. Die Bahamas-Tochter wird als unabhängige Bank weitergeführt, wie der Norinvest-Mitteilung zu entnehmen war. Das Unternehmen sei «gesund», also wohl rentabel. Weitere Interessenten, sagen Kenner, seien für die PIBL aber vorerst nicht in Sicht.