Der Ex-UBS-Mann meldet sich aus dem Gefängnis: Für ihn beweisen die jüngsten Ereignisse, dass die Schweizer etwas zu vertuschen haben.
Seit dem 8. Januar sitzt Bradley Birkenfeld in Minersville, Pennsylvania, im Gefängnis, und dort darf er immerhin zweimal täglich für je 15 Minuten ins Internet. Einem Mitarbeiter des amerikanischen Wirtschaftsportals «The Business Insider» schrieb er gestern ein Mail – und darin zeigte sich der ehemalige UBS-Vermögensberater sehr frustriert.
«Ihr könnt sehen, dass das DOJ (Department of Justice, Justizministerium) einmal mehr versagt hat in diesem internationalen Bankskandal», schreibt Birkenfeld. Das Amnestie-Programm der Steuerbehörde IRS sei eh nur ein Trick gewesen, damit sich politisch gut verbandelte Personen auf elegante Art vor Verfolgung schützen können – so seine These.
200 Millionen pro Jahr verdient
Und das John Doe Summons sei ein Witz, mailt Bradley Birkenfeld weiter: Statt ursprünglich 52'000 Kunden erhoffte man sich am Ende noch 4450 Steuersünder – «und wie es aussieht, kriegen sie jetzt nicht mal die.» Ebenfalls als Witz bezeichnet er die 780-Millionen-Busse gegen die UBS: Immerhin habe die Grossbank in der fraglichen Periode von 2002 bis 2007 sicher jedes Jahr 200 Millionen Dollar mit den illegalen Geschäften verdient.
Alles in allem breitet Birkenfeld eine rechte Verschwörungstheorie aus: Es könnte sich lohnen einmal zu untersuchen, welchen Politikern die UBS Gelder zugesteckt habe, meint er.
Das Justizministerium wie die Steuerbehörden seien jetzt – nach dem Urteil des Schweizer Bundesverwaltungsgerichts vom Freitag – daran, die heisse Kartoffel diskret fallen zu lassen: Man suche eine Entschuldigung, um «sich von der Sache zu entfernen».
Warum ist Martin Liechti frei?
Hier liege auch eine Ursache, weshalb die US-Behörden dem UBS-Banker Martin Liechti im Sommer 2008 die Ausreise erlaubten (obwohl er, Birkenfeld, schon im April 2007 dessen Verhaftung empfohlen habe): Liechti kenne alle wichtigen Persönlichkeiten mit dubiosen UBS-Konten – sowohl die sehr Reichen mit assets über 25 Millionen Dollar als auch jene, die politisch exponiert seien.
«Ansonsten: Wieso hätte man ihn gehen lassen sollen?», fragt der Gefängnisinsasse.
Allerdings fanden Birkenfelds Vorhaltungen in den USA bislang nicht gerade viel Widerhall. Auch «The Business Insider» betitelte die Sache ungnädig mit dem Satz: «Imprisoned UBS Whistleblower Brad Birkenfeld is Mad as Hell».