Die schwierige Lage an den Finanzmärkten und eine Personaloffensive hat auch 2016 die Gewinnkraft der Bank Pictet geschmälert. Während Rivalen neue Ertragsströme im Technologie-Bereich aufbauen, hält sich Pictet diesbezüglich zurück.
Die Genfer Traditionsbank Pictet, nach UBS und Credit Suisse die drittgrösste Vermögensverwalterin der Schweiz, gilt als Aushängeschild im Swiss Banking. Umso überraschender ist daher, dass die von Teilhabern geführte Bank auch im vergangenen Jahr einen Gewinnrückgang hinnehmen musste – und dies nicht zu knapp.
So resultierte unter dem Strich ein im Vorjahresvergleich um 7 Prozent tieferer Reingewinn von 422 Millionen Franken, wie Pictet am Mittwoch basierend auf noch ungeprüften Zahlen berichtet. Der Betriebsertrag stieg hingegen leicht um 2 Prozent auf 2,177 Milliarden Franken an. Bereits in der Berichtsperiode 2015 erlitt Pictet einen Gewinnrückgang um 2 Prozent, wie damals auch finews.ch vermeldete. Die Genfer Privatbank führt die näheren Gründe für den Gewinnrückgang nicht an.
Auf den Gewinn gedrückt hat unter anderem ein Personalausbau. So hat Pictet 2016 auf organischem Weg rund 200 zusätzliche Kundenberater eingestellt, wie ein Pictet-Sprecher gegenüber finews.ch erklärte. Gruppenweit beschäftigt die Bank nun gut 4'000 Personen.
«Robuste Nettoneugeldzuflüsse»
Die verwalteten oder verwahrten Vermögen beliefen sich per Ende 2016 auf 462 Milliarden Franken. Dies ist ein Anstieg von 25 Milliarden Franken im Vergleich zum Vorjahr. Neugelder von rund 12,4 Milliarden Franken flossen der Bank im vergangenen Jahr zu, nach 14,6 Milliarden Franken im Jahr zuvor.
«Im Jahr 2016 konnten wir robuste Nettoneugeldzuflüsse, sowohl im Wealth Management als auch im Asset Management, verzeichnen. In einem weiterhin anspruchsvollen Marktumfeld nehmen wir eine sehr starke Wettbewerbsposition ein», erklärte Senior-Teilhaber Nicolas Pictet (Bild oben).
Weniger dicke Kapitalpolster
Am 31. Dezember 2016 betrug die Kernkapitalquote (Tier 1) 20,4 Prozent (auf Basis des Kernkapitals von 2,16 Milliarden Franken und die Mindestliquiditätsquote (Liquidity Coverage Ratio) 166 Prozent.
Zum Vergleich: Im Vorjahr betrug die Tier 1 22,1 und die Liquidity Coverage Ratio 195 Prozent.
Damit liegt Pictet aber weiterhin deutlich über den regulatorischen Anforderungen. Nach Basel III muss eine Bank mindestens 4,5 Prozent Eigenmittel als Kernkapital halten und eine Mindestliquiditätsquote von 100 Prozent erreichen. Die für Pictet zuständige Schweizer Aufsichtsbehörde Finma verlangt eine Mindestkernkapitalquote von 7,8 Prozent.
Das «Ass» von Lombard Odier
Neben Pictet bekundet auch die Genfer Rivalin Lombard Odier Mühe. So konnte letztere den Reingewinn für 2015 zwar stabil halten. Im ersten Halbjahr 2016 erlitt aber auch Lombard Odier einen Gewinneinbruch im zweistelligen Prozentbereich, wie der Halbjahresbericht zeigte.
Im Unterschied zu Pictet hat Lombard Odier allerdings ein Ass im Ärmel, das inzwischen einen ansprechenden Gewinnbeitrag leistet. So hat das Finanzinstitut in der Vergangenheit eine Technologie-Plattform aufgebaut. Darüber bietet Lombard Odier an Dritte beispielsweise das hauseigene Portfoliomanagement-System, die eigene IT-Plattform oder globale Depot- und Reporting-Dienstleistungen an.
Dieser Bereich entwickelte sich bislang erstaunlich gut. Im ersten Halbjahr 2016 stiegen die in diesem Bereich verwalteten Vermögen um 4 auf 63 Milliarden Franken an, nachdem bereits 2015 die Gelder von 50 auf 59 Milliarden Franken kletterten.
Eine App für Berater
Pictet seinerseits zeigt sich in den Bereichen Technologie und Digitalisierung eher zurückhaltend. Immerhin: Anfang 2016 hat das Genfer Traditionshaus angekündigt, seine Schweizer Berater analog jener Kollegen in Asien mit einer App auszurüsten, mit der diese sowohl Märkte und Vermögen verfolgen als sich auch untereinander austauschen können.