Der Fintech-Boom erfasst nun auch das Traditionshaus Pictet. Die Genfer Privatbank ist dabei ein Nachzügler – plant aber gleich einen ganzen Strauss von Massnahmen.
Die Kundenberater der noblen Genfer Privatbank erhalten bald Verstärkung – auf dem digitalen Kanal. Anfang 2016 will das Genfer Traditionshaus seine Schweizer Berater und deren Kunden mit einer App ausrüsten, mit der diese sowohl Märkte und Vermögen verfolgen als sich auch untereinander austauschen können.
Das jedenfalls versprach Ramon Arean, (Bild links) Chief Operating Officer für die Region Asien bei der Genfer Privatbank, gegenüber dem Hongkonger Branchen-Portal «Asian Private Banker» (Artikel bezahlpflichtig). Die Ansage kommt wohl nicht von ungefähr: Pictet sieht sich in Sachen digitale Innovation zunehmend unter Zugzwang – nicht zuletzt gegenüber der Schweizer Konkurrenz.
Im Hintertreffen
So hatte die ebenfalls in der Rhonestadt beheimatetet Lombard Odier bereits 2009 die Vermögensverwalter-Plattform E-Merging lanciert (und inzwischen wieder abgestossen). Sowohl die UBS wie auch die Credit Suisse (CS) rüsteten ihre Private Banker mit Tablets aus; mit UBS Advice können Kunden der Grossbank schon seit Anfang Jahr den Stand ihres Portefeuilles überwachen.
Auch das Zürcher Traditionshaus Julius Bär kündigte letzten August einen kräftigen Ausbau des digitalen Kanals zum Kunden an.
Pictet, nach UBS und Credit Suisse der grösste Vermögensverwalter der Schweiz, ist damit im aktuellen Fintech-Wettrüsten der Banken klar ins Hintertreffen geraten. Zumal in Asien, das als Zukunftsmarkt des Private Banking gilt und das von der UBS wie auch der CS rege als Testmarkt für neue digitale Errungenschaften genutzt wird.
Weihnachtsgeschenk für Singapur-Banker
Entsprechend gross ist nun der Effort, mit dem sich die Pictet diesbezüglich zurück ins Spiel bringen will – gerade in Asien, wo die Privatbank seit langem verwurzelt ist.
Wie Pictet-COO Arean weiter ankündigte, werden die Kundenberater in Singapur bereits Ende 2015 mit einem neuen Tool ausgerüstet, das sowohl den Austausch mit dem Kunden wie auch mit den nachgelagerten Diensten erleichtern soll. Anfangs 2016 sollen dann der Standort Hongkong aufgerüstet werden – in der zweiten Jahreshälfte ist dann die Einführung der «Pictet-App» in Asien geplant.
Augenmerk aufs Onboarding
«Die Zukunft von Pictet und der Technologie liegt an der Kundenfront», erklärt Pictet-Mann Arean das Vorgehen gegenüber dem «Asian Private Banker». Doch offensichtlich nicht nur.
Zusammen mit einem auswärtigen Partner tüfteln die Genfer an einer Lösung, um das immer aufwändigere Onboarding neuer Kunden so weit wie möglich zu automatisieren. So will Arean in Asien bereits nächstes Jahr automatisierte Steuerbescheinigungen anbieten.
Gelingt ihm dies, dann dürften sich andere Privatbanken schon bald nervös nach Pictet umsehen.