Die UBS-Führung trägt sich mit dem Gedanken, wegen des Brexits rund 1'000 Stellen in London zu streichen. Gleichzeitig empfiehlt die Grossbank ihren Kunden, im Königreich zu investieren. Was gilt nun?
«Keep calm and stay invested»: Angelehnt an den legendären britischen Propaganda-Slogan aus dem Zweiten Weltkrieg ermahnte die UBS kürzlich ihre Klientel, sich doch vom Brexit nicht kopfscheu machen zu lassen (siehe Ausschnitt unten).
Obschon mit der politischen Diskussion Volatilität an den Börsen zu erwarten sei, lohne es sich, an Anlagen im Königreich festzuhalten, empfahl das Büro des UBS-Investmentchefs in seinem jüngsten «UK outlook».
Nicht ganz so «calm»
Demgegenüber hat sich das Management selbiger Grossbank bezüglich des geplanten EU-Austritts Grossbritannien zuletzt eher von der nervösen Seite gezeigt. Präsident Axel Weber spielte am WEF von letzter Woche mit dem Gedanken, bis zu 1'000 der rund 5'000 Stellen bei der UBS in London abzubauen. Das klingt nicht ganz so «calm».
In den Medien jagten sich derweil Spekulationen über die Verlegung von UBS-Jobs nach Frankfurt oder gar ins sonnige Madrid, wie auch finews.ch berichtete.
Tatsächlich lieferte gerade das WEF Anlass genug, Bankern den Schreck in die Glieder fahren zu lassen. Am Davoser Gipfel trat nämlich auch die britische Premierministerin Theresa May auf. In einer Standpunkrede warb sie für einen «harten Brexit» und skizzierte ein Grossbritannien, das über Europa hinausschaut – wie weiland zu Zeiten des Empire.
Büros in Polen
Ausländische Grossbanken, die mit ihren Niederlassungen in der Londoner City den «EU Pass» und damit der Markzutritt zur Union zu verlieren fürchten, sehen sich da in ihren Ängsten bestätigt. Am Montag berichtete unter anderem die Agentur «AWP», dass die amerikanische Grossbank J.P. Morgan über die Verlegung von 2’500 Stellen von London nachdenke. Die Bank suche Büros in Deutschland und Polen sowie in anderen mitteleuropäischen Ländern.
Auch die anglo-chinesische Bank HSBC hatte angekündigt, möglicherweise Tausende Jobs aus London an andere Standorte in der EU zu verlagern. Die US-Investmentbank Goldman Sachs will Medienberichten den Standort Frankfurt ausbauen.
Hingegen mehren sich jetzt die Stimmen, welche die Branche der Panikmache bezichtigen. So warf die einflussreiche britische Zeitung «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) den Bankern vor, die «Abgründe des EU-Austritts» existierten nur in deren Köpfen.
Immer noch besser als 2016
Derweil publizierte der britische Salär-Vergleichsdienst Emolument das Ergebnis einer Umfrage zu den Folgen des Brexit im Jahr 2017. Demnach waren 59 Prozent der in Grossbritannien befragten Banker der Meinung, dass sich das Geschäft trotz dem drohenden EU-Austritt besser entwickeln würde als 2016. In der Schweiz waren gar 75 Prozent der befragten Personen dieser Ansicht.
Was gilt jetzt? Vielleicht liegt das UBS CIO Office gar nicht soweit daneben, wenn es feststellt: «So wie die Dinge stehen, scheint es noch überhaupt keinen klaren Plan zu geben.»