Die deutsche TV-Show «Höhle der Löwen» begeistert ein Millionenpublikum. Nun treffen dort zwei Protagonisten aufeinander, die wegen eines Finanz-Skandals der Bank J. Sarasin heftig um Millionen gestritten haben.
Gut möglich, dass den Machern der Vox-Show «Die Höhle der Löwen» die Brisanz dieser Personalie völlig entgangen ist: Sie haben die deutsche CSU-Politikerin und Unternehmerin Dagmar Wöhrl für die nächste Staffel in die Sendung geholt.
Fortan wird die 62-jährige Wöhrl zusammen mit drei weiteren «Investoren» Geschäftsideen von Jungunternehmern anhören und entscheiden, ob diese finanziell zu unterstützen sind.
Einer dieser drei anderen «Investoren» ist Carsten Maschmeyer, Finanzunternehmer aus Hannover. Wöhrl und Maschmeyer zusammen auf der TV-Showbühne – wenn das nur gut geht.
Er war Kunde, sie Verwaltungsrätin
Denn die beiden verbindet eines der düstereren Kapitel der jüngeren Finanz- und Steuerhinterziehungsgeschichte Deutschlands. Maschmeyer war bekanntlich einer der prominenten Kunden der Privatbank J. Safra Sarasin, die mit den umstrittenen Cum-Ex-Investmentvehikeln Verluste von zig Millionen Euro erlitten.
Diese Vehikel nutzten das sogenannte Dividendenstripping, um sich vom deutschen Staat Steuern mehrfach zurückzahlen zu lassen.
Die damalige Bank Sarasin hatte, bevor im Jahr 2012 Finanzminister Wolfgang Schäuble das Steuergesetz änderte, diese Anlageprodukte mit hohen Renditeversprechen an die reiche deutsche Klientel verkauft.
Deutschland-Strategie ging schief
Im Jahr 2011 stiess Dagmar Wöhrl zu Sarasin. Die Basler Privatbank liess die prominente und bestens vernetzte Bundestags-Abgeordnete und Ehefrau des Mode- und Tourismusunternehmers Hans Rudolf Wöhrl in den Verwaltungsrat wählen, um die Deutschland-Strategie weiter zu stärken.
Doch diese Massnahme war nicht besonders erfolgreich. Denn die Cum-Ex-Transaktionen produzierten für Kunden wie Maschmeyer einen Totalverlust. Der AWD-Gründer soll so über 40 Millionen Euro verloren haben.
Die Methode von Banken wie Sarasin, nämlich auf Kosten des Staates für reiche Kunden Rendite zu scheffeln, sorgte in Deutschland in der Folge für einen Aufschrei.
Trug Dagmar Wöhrl Mitverantwortung?
Auch Wöhrl geriet unter Beschuss, als Sarasin-Verwaltungsrätin trage sie eine Mitverantwortung, hiess es von Bundestags-Kollegen und in Medien.
Maschmeyer zog eine Kampagne gegen die nun J. Safra Sarasin heissende Bank auf. Das fügte dem Haus in Deutschland einen irreparablen Schaden zu. Da half auch keine Dagmar Wöhrl mehr, die weiterhin im Verwaltungsrat der Bank sass. Wie finews.ch am (heutigen) Dienstag exklusiv berichtet hat, will sich J. Safra Sarasin nun aus Deutschland zurückziehen.
Für Zündstoff ist gesorgt
Maschmeyer hatte auch auf Schadenersatz geklagt. In einer aussergerichtlichen Einigung zahlte ihm J. Safra Sarasin im Sommer 2015 schliesslich rund 10 Millionen Euro.
Nun treffen Maschmeyer und Wöhrl wieder aufeinander: In «Die Höhle der Löwen» werden sie um die besten Geschäftsideen bieten. Für Zündstoff ist jedenfalls gesorgt.