Credit-Suisse-Chef Tidjane Thiam hat am Investorentag weitere Opfer von seinem Personal gefordert. Der Kostendruck geht weiter, zusätzliche Stellen verschwinden.
Credit-Suisse-Konzernchef Tidjane Thiam war am Mittwoch in London sichtlich bemüht, den Fortgang seiner Strategie zu bekräftigen. In manchen Bereichen sind er und die Grossbank tatsächlich auf Kurs. Wie im Schweizer Geschäft, wo nach wie vor der Plan besteht, einen Teil davon im zweiten Halbjahr 2017 an die Börse zu bringen.
Unter den Erwartungen entwickeln sich hingegen zwei andere Bereiche: die internationale Vermögensverwaltung (International Wealth Management, IWM) sowie das Investmentbanking-Geschäft in Asien-Pazifik; letzteres ist insofern alarmierend, als die CS bislang sehr grosse Hoffnung in diese Marktregion setzte.
Handelsmüde Chinesen
Daran soll sich nach den Worten Thiams zwar nichts ändern, insbesondere nicht in der Vermögensverwaltung; doch das Handelsgeschäft harzt enorm, vor allem mit den vermögenden Chinesen, wie der CS-Konzernchef an einer Medienorientierung am Mittwochmorgen einräumte. Die Handelsumsätze mit dieser Klientel sind regelrecht eingebrochen, wie zu hören war.
Vor diesem Hintergrund hat die CS teilweise neue Gewinnziele bis Ende 2018 gesetzt: Im Asien-Geschäft senkt die Bank das angepeilte Vorsteuerergebnis von bisher 2,1 Milliarden Franken auf 1,6 Milliarden Franken. Und das IWM-Geschäft soll bis Ende 2018 einen Vorsteuergewinn von 1,8 (bisher 2,1) Milliarden Franken erreichen.
Diese Gewinnrevisionen gehen einher mit weiteren Sparmassnahmen. So will die Bank ihre Kosten (bis Ende 2018) auf unter 17 Milliarden Franken drücken; bisher war von 18 Milliarden Franken die Rede gewesen. Diese Anpassung begründet die Bank mit einem schwierigeren Umfeld vor allem im institutionellen Geschäft. Bis Ende dieses Jahres wird die CS bereits 1,6 Milliarden Franken eingespart haben.
Auswirkungen auf den Personalbestand
Diese Veränderungen wirken sich zwangsläufig auch auf den Personalbestand aus. So hat die CS allein in diesem Jahr bereits 6'050 Stellen gestrichen, das sind 50 mehr als ursprünglich geplant. Allerdings handelt es sich dabei mehrheitlich um Jobs von externen Lieferanten und Vertragsfirmen.
Das wiederum erklärt denn auch, dass wenn man die Stellenzahlen mit denjenigen vor Jahresfrist vergleich, unter dem Strich nur ein Minus 510 Stellen resultiert. Vor diesem Hintergrund und angesichts der teilweise revidierten Gewinnziele ist klar, dass es in den nächsten Monaten zu einem weiteren, spürbaren Jobabbau kommen wird.
Thiam sagte an der Medienorientierung, dass der Stellenabbau vorläufig «nicht stoppen» werde. Dafür bestehe denn auch ein Plan. Der CS-Chef wollte aber den Umfang des neuerlichen Stellenabbaus weder quantifizieren noch präzisieren, welche Bereiche am meisten betroffen sein würden.
Schwierige Ertragssituation in der Schweiz
Dem weiteren Vernehmen nach hält die CS an ihrem Ausbau in der Vermögensverwaltung fest, auch personell. Sie dürfte also eher in den Bereichen Handel und auch institutionelles Vermögensverwaltung (Asset Management) auf die Kostenbremse treten. Wie weit davon die Schweizer Einheit betroffen ist, bleibt unklar.
Fest steht indessen, dass die Ertragssituation im Schweizer Geschäft zwar bisher gut ist, das Umfeld aber nicht viel Luft nach oben zulässt. Um das bis Ende 2018 anvisierte Vorsteuerergebnis zu erreichen, wird Schweiz-Chef Thomas Gottstein nicht umhin kommen, weitere Stellen auch hierzulande abzubauen.