Der designierte US-Präsident Donald Trump will einen Ex-Banker zum Finanzminister ernennen. Damit scheint der Einfluss des mächtigsten Wall-Street-Hauses, Goldman Sachs, in der hohen Politik erneut gesichert.
Partner bei Goldman Sachs, Hedgefonds-Millionär, Financier von Hollywood: Steven Mnuchin hat scheinbar alles erreicht, was sich ein Banker für seine Karriere nur erträumen kann.
Doch nun setzt der designierte US-Präsident Donald Trump allem noch die Krone auf. Er will den 53-jährigen Mnuchin zu seinem Finanzminister (Treasury Secretary) küren und ihm damit Zutritt zur höchsten Politik in den USA verschaffen, wie die amerikanische Zeitung «Wall Street Journal» (Artikel bezahlpflichtig) berichtete. Der US-Senat muss allerdings der Ernennung noch zustimmen.
Ein Goldmann durch und durch
Gibt die Kammer grünes Licht, erhielte die Wall Street entscheidenden Einfluss im Weissen Haus – und eines der New Yorker Geldhäuser mehr als jedes andere: Goldman Sachs.
Denn Mnuchin ist ein «Goldmann» durch und durch. Sein Vater Robert hatte seine ganze Karriere im Handel der mächtigen US-Investmentbank zugebracht. Sohn Steven stiess 1985 zum Institut und arbeitet dort im Zinsengeschäft, wo er früh auch mit verbrieften Hypotheken handelte. 1994 hatte es Mnuchin bereits zur begehrten Partnerschaft gebracht und verdiente Millionen, als der Wall-Street-Gigant 1999 an die Börse ging.
Beeindruckter Blankfein
Lloyd Blankfein, der langjährige CEO von Goldman Sachs, zeigte sich vom jungen Highflyer schwer beindruckt: «Das ist ein sehr, sehr schlauer Typ», sagte er schon über Mnuchin Junior.
Insgesamt soll Mnuchin bei der US-Investmentbank 46 Millionen Dollar verdient haben, wie der amerikanische TV-Sender «CNN» berichtete.
Starthilfe von George Soros
2002 verliess dieser Goldman, um der nächsten Wall-Street-Grösse zu dienen: Für die Investoren-Legende George Soros führte er einen Hedgefonds. Und das offenbar so gut, dass Soros bald in Mnuchins eigenen Fonds Dune investierte – das Vehikel führt dieser mit ehemaligen Goldmännern.
Dann stiess der Banker Richtung Hollywood vor, indem er Filme der Studios 21st Century Fox finanzierte – darunter den Block-Buster «Avatar». Mnuchin zügelte in eine Villa im Filmstar-Viertel Bel Air und wurde schnell heimisch in «Tinseltown». Derzeit ist er mit der schottischen Schauspielerin Louise Linton (Bild unten) liiert.
Die grösste Show
Vor sechs Monaten begann Mnuchin dann, die wohl bisher grösste Show seiner Karriere zu begleiten: Er steuerte in Trumps Wahlkampagne für das US-Präsidentenamt die alles entscheidenden Finanzen. Dies, obwohl Mnuchin zuvor die Politkarriere von Trump-Widersacherin Hillary Clinton mit Geld unterstützt hatte.
Das weiss ihm Trump nun mit der Ernennung zum Finanzminister zu danken – auch wenn Mnuchin wenig Ahnung von Finanzpolitik hat und niemals ein Amt führte. Schon gar nicht eines mit 86'000 Angestellten, wie das «Journal» zu bedenken gab.
Mit der Wall Street wenig am Hut
Mit der Ernennung des ehemaligen Goldman-Partners betritt Trump seinerseits Neuland. Im Wahlkampf galt er nicht als der Kandidat der Wall Street. Seine Gegnerin Clinton kritisierte er gar wegen ihren Verbindungen zu Goldman Sachs. Erst nach der Wahl begann der Immobilien-Tycoon, Finanzexperten um sich zu scharen, wie auch finews.ch berichtete.
Dass Trump Mnuchin ganz nahe zu sich holt, muss auch deshalb überraschen, da letzter in diverse Skandale verwickelt war und damit eigentlich dem Klischee der in den USA verhassten Wall-Street-Spekulanten nur zu gut entspricht.
Bankkauf für einen Pappenstiel
So erstanden der Hedgefonds Dune und weitere Investoren 2008 die in der Finanzkrise kollabierte kalifornische Bank IndyMac für einen Pappenstiel vom Staat. Nicht nur das – die öffentliche Hand garantierte auch noch, für zukünftige Verluste des in OneWest Bank umbenannten Instituts gerade zu stehen.
Das sorgte für Proteste, auch deshalb, weil das Geldhaus zahlungsunfähige Hypothekarschuldner brutal auf die Strasse stellte.
2014 wurde die OneWest Bank verkauft, und Mnuchin soll mit dem Hedgefonds Dune nochmals Hunderte Millionen Dollar verdient haben. Als Präsident des Instituts erhielt er eine Abgangsentschädigung von 10,9 Millionen Dollar.
Madoff rechtzeitig entkommen
Auch in den wohl grössten Wall-Street-Skandal der jüngeren Geschichte war Mnuchin involviert: Seine Familie liess sich rund 3 Millionen Dollar aus Madoff-Fonds auszahlen, noch bevor der Milliarden-Betrug aufflog, wie «CNN» berichtete. Rückforderungen des Liquidators blieben vor Gericht ohne Erfolg.
Das alles lässt Mnuchin nun hinter sich, sollte ihn den US-Senat im Amt bestätigen. Die engen Bande zu Goldman Sachs dürfte er hingegen aufrecht erhalten. Wie berichtet wurde, nimmt der Ex-Goldmann regelmässig an Alumni-Anlässen der Wall-Street-Bank teil und involvierte immer wieder Ex-Kollegen in seine Deals.
Im innersten Zirkel der Macht
Trotz der Niederlage von Banken-Kandidatin Clinton scheint damit der Einfluss von Goldman Sachs in die innersten Machtzirkel der USA gesichert. Gerade das Amt des Treasury Secretary fällt mit schöner Regelmässigkeit Ex-Goldman-Grössen zu: Henry «Hank» Paulson hatte die Position während der Finanzkrise inne, und Robert Rubin unter Präsident Bill Clinton.