Der UBS drohen in Hongkong harte Sanktionen, weil sie mehreren Firmen mit frisierten Büchern an die Börse half. Die Schweizer Grossbank gerät dabei von zwei Seiten her unter Druck.
Die Nachricht war der UBS einige dürre Zeilen auf Seite 112 des letzten Quartalsberichts wert. Dabei hat es das Statement in sich: Die UBS schreibt nämlich, dass die Hongkonger Aufsichtsbehörde SFC eine Untersuchung gegen die Bank und Angestellte im Zusammenhang mit der Praxis von Börsengängen starten wird.
Die Grossbank warnt weiter, das Resultat könne ein temporärer Einzug der Lizenz haben. Die UBS dürfe dann keine Corporate-Finance-Dienstleistungen in Hongkong mehr erbringen.
Skandalfirmen gesponsert
Wie sich nun zeigt, ist das harte Vorgehen der Hongkonger Behörden nicht unbegründet. So listete die Zeitung «South China Morning Post» gleich mehrere Fälle von chinesischen Firmen auf, die mit frisierten Büchern an die Börse der Dracheninsel gingen.
Und die dabei auf die Unterstützung der UBS-Investmentbank zählen konnten.
Weder die SFC noch die Schweizer Grossbank haben zwar bisher zu einzelnen Fällen Stellung genommen. Dass die UBS aber mindestens drei Unternehmen beim Börsengang als so genannter Sponsor unterstützte, die später mit Buchhaltungs-Skandalen auffielen, ist jedoch heute offensichtlich.
Chinesischer Madoff
Dazu zählt dem Bericht zufolge China Forestry. Die UBS hatte die chinesische Forstwirtschafts-Firma 2009 als Co-Sponsor an die Hongkonger Börse begleitet; 2011 musste der Handel mit China-Forestry-Aktien jedoch nach schweren Unregelmässigkeiten ausgesetzt werden. Zusammen mit der Konkurrentin Sino-Forest, die schon als chinesischer Madoff-Fall betitelt wurde, avancierte der Börsenneuling zum Sinnbild der oftmals trügerischen Werthaltigkeit von Unternehmen in China.
Nach Problemen mit der Buchhaltung wurde 2015 auch die Chemiefirma Tianhe Chemicals vom Handel in Hongkong ausgeschlossen. Anfang 2016 traf das Verdikt dann auch den Altmetall-Sammler China Metal Recycling. Beiden Gesellschaften stand die UBS einst beim Börsengang zur Seite.
Hongkong wie Singapur
Für die grösste Schweizer Bank könnte sich das nun doppelt rächen. Denn auch Zivilkläger werden in den Fällen aktiv, haften doch in Hongkong die Investmentbanken für den Inhalt der Börsenprospekte. Entsprechend gehen die Liquidatoren von China Forestry unter anderem gegen die UBS vor, wie die Agentur «Bloomberg» letzten April berichtete.
Derweil könnte sich die SFC dazu gedrängt sehen, am Schweizer Geldhaus ein Exempel zu statuieren. Wie zuvor Singapur im 1MDB-Skandal sieht nämlich der Hongkonger Finanzplatz seinen guten Ruf wegen den sich häufenden Betrugsfällen in Gefahr.
Das kommt im Bericht der «South China Morning Post» gut zum Ausdruck, wenn das Blatt folgert: «Alle setzen sich gemeinsam für einen starkes Hongkonger Börsenparkett ein.»