Die Rettung der UBS im Jahr 2008 war eine der Herkulesaufgaben des damaligen Finanzministers Hans-Rudolf Merz. Dass sie ihn beinahe das Leben kostete, macht der Alt-Bundesrat jetzt publik.
Es war mitunter die stürmischste Zeit im Schweizer Banking: Der Ausbruch der Immobilien- und Finanzkrise riss in die Bilanz der UBS immer grössere Löcher. Die Bank hatte sich in den Boomjahren mit faulen Krediten und hypothekenbesicherte Anleihen eingedeckt – Anlagen, die sich mit dem Platzen der Blase als «Giftmüll» entpuppten.
Zu Beginn des Herbstes 2008 ging die US-Investmentbank Lehman Brothers pleite – es schien nun nur noch eine Frage der Zeit zu sein, dass der Staat mit Steuergeldern der UBS unter die Arme greifen muss, um die Bank – und damit wohl auch die Schweizer Wirtschaft – vor dem Zusammenbruch zu bewahren.
Koma, sechs Wochen später wieder im Amt
Am 20. September brach aber der damalige Finanzminister und für die Causa UBS zuständige Bundesrat Hans-Rudolf Merz zu Hause in Herisau zusammen – Herzstillstand. Merz lag einige Tage im Koma, sechs Wochen später war er wieder im Amt.
In der Zwischenzeit war die UBS von der Schweizerischen Nationalbank rekapitalisiert von ihrem «Giftmüll» befreit worden.
In einem Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung» rekapituliert Merz nun die Ereignisse. Der Herzstillstand sei wohl eine Folge der Überlastung wegen der UBS-Rettung gewesen.
«Das hat mich umgehauen.»
Er erzählt: «An dem Tag, als es passierte, erfuhr ich, dass die Schweizerische Nationalbank und dahinter der Bund schlimmstenfalls für 60 Milliarden Franken Garantien würden bringen müssen – 60 Milliarden! Dreimal so viel, wie wir Schulden abgebaut hatten!»
Zwar sei er auf eine Rettung vorbereitet gewesen, doch mit dieser immensen Summe habe er nicht gerechnet. «Das hat mich schlicht umgehauen,» so der Alt-Bundesrat.
Halt den Antrag gestellt
Im Interview wird er auch an seine berühmt-berüchtigte Aussage erinnert, dass sich das Ausland am Bankgeheimnis die Zähne ausbeissen werde. Nur kurze Zeit danach, im März 2009, beantragte Merz dem Bundesrat, dass die Schweiz die erleichterte Amtshilfe in Steuersachen übernehme.
Zu jener Zeit hätten sich die Ereignisse einfach überschlagen, so Merz. Ihm sei unter anderem vom britischen Premierminister Gordon Brown, «mit dem ich es gut konnte», klar gemacht worden, dass eine gewisse Lockerung des Bankgeheimnisses unumgänglich sei. «Dann habe ich halt den Antrag gestellt.»