Der Chef der UBS Investmentbank ermuntert seine Angestellten mit einer Mischung aus Schmeicheleien und Drohungen. Zudem bereitet Andrea Orcel das Terrain für eine grosse Zügelaktion vor.
«Wir sind exakt da, wo wir sein sollen», findet Andrea Orcel. Er sagt aber auch: «Das wird ein hartes Jahr werden». Damit kommuniziert der oberste Investmentbanker der UBS wieder ganz so, wie man es von ihm gewohnt ist: lockend mit dem Zuckerbrot – und drohend mit der Peitsche.
Gegenüber der Nachrichtenagentur «Bloomberg» liess der italienische Vollblut-Banker nämlich durchscheinen, dass vorläufig keine weiteren Stellen mehr in seiner Division abgebaut würden.
Atempause könnte kurz bleiben
Das dürfte von der Mannschaft mit grosser Erleichterung aufgenommen worden sein. Denn ihr drohte eine neuerliche Sparrunde, nachdem der Gewinn der UBS-Investmentbank im ersten Quartal 2016 um zwei Drittel geschmolzen war.
Nun können sie sich über die Atempause freuen – umso mehr, als nun auch die Kollegen von der Vermögensverwaltung mit Einsparungen und Stellenstopp konfrontiert sind.
Brexit mit Folgen
Doch Orcel wäre nicht er selber, würde er nicht mit neuerlichen Andeutungen drohen. Noch schlechtere Börsen, mehr Konkurrenz und Vorschriften könnten zu weiteren Einsparungen führen, sagte er der Agentur. Und natürlich müssten seine Investmentbanker «performen», forderte der 53-Jährige, der seine Teams auch schon zur Durchhaltewoche in die Wüste von Arizona schickte.
Gleichzeitig bereitet Orcel das Terrain für eine grosse Zügelaktion vor: Wenn internationale Finanzfirmen in London wegen des Brexit ihren EU-Passport verlieren würden und der Euro-Handel auf den Kontinent übersiedle, dann habe das auch «bedeutende Auswirkungen» darauf, wo die UBS iher Banker anstelle, warnte er.
Lockrufe aus Deutschland und Frankreich
«Wir müssten uns überlegen, eine Anzahl Angestellte in ein EU-Land zu verlegen», so Orcel. Die UBS folgt mit den Planspielen diversen anderen Grossbanken, welche bereits die Verlagerung Tausender Stellen aus Grossbritannien hinaus ankündigten.
Wohin es die UBS-Investmentbank auf dem Kontinent zieht, dazu hält sich der Chef bedeckt. Er sagte nur soviel: «Unter anderem bemühen sich die französische und die deutsche Regierung daraum, Geschäft in ihr Land zu holen.»