Nach grossen Abschreibern in der Investmentbank wollte sich die Credit Suisse so rasch wie möglich von Risikopositionen trennen. Das gelingt ihr nun offenbar.
Der Vorfall hat das Vertrauen in das Management der Credit Suisse (CS) unterhöhlt: Händler in der Investmentbank-Abteilung Global Markets führten ein Handelsbuch mit hochrentierenden, aber illiquiden und riskanten Anlagen, die im vierten Quartal 2015 hunderte Millionen Dollar an Einbussen verursachten, im ersten Quartal 2016 abgeschrieben wurden und der CS einen weiteren Verlust eingebrockt haben.
Privatmarkt-Investorin greift zu
Knapp eine Milliarde Franken strich sich die CS insgesamt ans Bein. Zudem musste CEO Tidjane Thiam seine im Oktober 2015 verabschiedete Strategie bereits wieder korrigieren. An den zuständigen Divisions-Chef Timothy O’Hara erliess er bereits letzten Januar die Order, gefährdete Positionen so umgehend abzustossen.
Das ist nun offenbar wenigstens zu Teilen gelungen. Wie das amerikanische «Wall Street Journal» (Artikel bezahlpflichtig) wissen will, hat die CS ein Portefeuille von Krediten an Firmen in Spezialsituationen (distressed debt) an die Privatmarkt-Investorin TSSP verkaufen können. Laut dem «Journal» zahlt die Käuferin dafür 1,27 Milliarden Dollar.
Noch mehr Kosten
Als Teil des Deals übernimmt die CS Kosten von rund 100 Millionen Dollar, die der Rechnung des ersten Quartals belastet werden. Die Summe kommt zu den 99 Millionen Dollar an Abschreibern hinzu, welche die Bank auf dem distressed-Portefeuille bereits angekündigt hatte, wie es weiter hiess.
Um das CS-Portefeuille zu bewerten, soll TSSP an die 50 Spezialisten losgeschickt haben. Die Grossbank kommandierte zudem den Chef des CS-Zinsenhandels in den USA, Bob Franz, und den Leiter für den distressed-Bereich Ken Hoffman zur Betreuung des Portefeuilles ab.
Ad acta gelegt?
Sie werden dazu die Bank verlassen und ihre Aufgabe über eine eigene Firma wahrnehmen, wie es weiter hiess.
Damit ist allerdings nicht sicher, ob die Grossbank die (internen) Turbulenzen im Handelsgeschäft so schnell ad acta legen kann. Zuletzt hatten CS-Investmentbanker in New York ihren Chef Thiam beschuldigt, durch sein Vorgehen «Chaos» im Handelsbuch verursacht zu haben.