Die Schweizer Privatbanken-Gruppe EFG International streicht rund 200 Stellen. Im Wachstumsmarkt Asien forciert sie hingegen das Geschäft. Ob die Rechnung aufgeht?
Die Profitabilität müsse «fundamental» verbessert werden, teilte EFG am Montag mit. Joachim Strähle, seit April Chef der Zürcher Privatbank, greift daher zum Rotstift – 200 Stellen der insgesamt knapp 2'140 sollen gestrichen werden. So sollen die Kosten bis Ende 2016 um 30 Millionen Franken sinken.
Die Ertragslage der Privatbank hat sich in den zurückliegenden Monaten weiter eingetrübt. Bereits für das erste Halbjahr 2015 hatte die Bank einen unter den Erwartungen ausgefallenen Reingewinn von 48 Millionen Franken ausgewiesen. Und laut Mitteilung wird das Ergebnis im zweiten Halbjahr noch niedriger ausfallen.
Asien wird ausgebaut
In Asien hingegen soll die Kostenbremse nicht greifen – ganz im Gegenteil. Die Standorte in Singapur und Hongkong würden mit zusätzlichen Kundenberatern verstärkt, gab EFG-Asien-Chef Albert Chiu (Bild unten) dem Branchenportal «Asian Private Banker» (Artikel bezahlpflichtig) am Dienstag zu Protokoll.
Zwischen Oktober und Dezember 2015 wolle man mindestens sieben Neueinstellungen vornehmen, so Chiu weiter. Für den Standort in Hongkong holte EFG International im Oktober die Kundenberater Jessie Fan und Christopher Dou an Bord. Beide kamen von der chinesischen CITIC Bank.
Günstiges Umfeld für Akquisitionen
EFG will in Asien nicht nur organisch wachsen, sondern fasst auch die eine oder andere Übernahme ins Auge. «Die Konsolidierung in der Region bietet gute Übernahmegelegenheiten, um unser Private-Banking-Geschäft zu vergrössern», sagte Chiu.
Womöglich könnte EFG International bald wieder zupacken. Denn die Übernahme der Falcon Private Bank in Hongkong ist laut dem EFG-Asienchef zu 80 Prozent abgeschlossen. Im Januar 2014 kaufte EFG Kundenvermögen von der Falcon Private Bank in der Höhe von gut 800 Millionen Dollar, wie auch finews.ch berichtete.
Teurer Wachstumsplan
Allerdings fragt sich, wie nachhaltig der Wachstumsplan von EFG Internatonal letzten Endes ist. Denn die Anstellung von guten Kundenberatern ist nicht nur mit hohen Kosten verbunden. Auch die damit erhofften Ertragssteigerungen sind fraglich. Denn mittlerweile ist die so genannte Retention Rate bei den Banken sehr hoch. Insofern vermögen es die Kundenberater nur in wenigen Fällen, hohe Kundenvermögen zum neuen Arbeitgeber zu transferieren.
Hinzu kommt: In Asien machen derzeit weit grössere Player Jagd auf die wohlhabende Klientel. Die UBS ist mit gut 270 Milliarden an verwalteten Vermögen in der Region der Platzhirsch, dicht dahinter folgt die Citi Private Bank mit 255 Milliarden.
Auch regionale Konkurrenten treten in Asien verstärkt auf den Plan. So holt zum Beispiel die in Singapur ansässige DBS Bank mit Riesenschritten auf. Sie steigerte die verwalteten Vermögen im vergangenen Jahr von 54 auf 73 Milliarden Dollar. Zum Vergleich: Die EFG betreut nach dem jüngsten Stand weltweit gut 83 Milliarden Franken.
Chance vertan
In Branchenkreisen wird denn auch gemunkelt, dass es EFG International nicht alleine schaffen wird, im hart umkämpften Private-Banking-Geschäft bestehen zu können. Über kurz oder lang müsse sie sich einem starken Partner anschliessen, so diese Spekulationen.
Letzten Frühling etwa soll EFG International mit der Zürcher Privatbank Julius Bär über eine Fusion verhandelt haben. Allerdings scheitere das Vorhaben offenbar am Nein der Mehrheitsaktionäre von EFG International, der griechischstämmigen Familie Latsis. Sie fühlte sich anscheinend vom damaligen CEO John Williamson schlecht vertreten, was diesen damals den Kopf gekostet haben soll, wie die «Finanz und Wirtschaft» (Artikel kostenpflichtig) berichtete.