Die Schweizer Grossbank UBS ist die erklärte Nummer eins im Private Banking in der Boom-Region. Doch nun kühlte sich ihr Wachstum dort merklich ab. Sind das schon die Vorboten eines Paradigmenwechsels?
«Die Schweizer Privatbanken machen in Asien alles falsch»: Bassam Salem, Chef der amerikanischen Citi Private Bank in Asien, nahm jüngst in einem Interview kein Blatt vor den Mund. Die Schweizer Konkurrenten sässen falschen Zahlen und Hoffnungen auf, ätzte Salem weiter. «Was sie am Ende vorfinden, sind hohe Kosten, hohe Ausgaben, hohe Mieten, hohe Löhne und hoch regulierte Märkte.»
Natürlich: Man kann Salems Aussage als blosses Gifteln gegen unliebsame Konkurrenten auslegen. Schliesslich befindet sich sein Institut in Asien im «Sandwich» zwischen den Schweizer Grossbanken UBS und Credit Suisse, wie ein aktuelles Ranking zeigt. Dennoch mehren sich seit einigen Monaten die Anzeichen, das sich das asiatische Private-Banking-Eldorado auch für die Schweizer Player zunehmend als flüchtig erweist.
Abgekühlter Vorzeigemarkt
Da sind die Marktbereinigungen mit asiatischem Fokus, die letztens über die Bühne gingen: Die Übernahmen von Coutts durch die Union Bancaire Privée, von BSI durch BTG Pactual und des asiatischen Private Banking der französischen Société Générale durch die Singapurer DBS. Da sind auch die schwächeren Wachstumszahlen aus dem asiatischen Wirtschaftsmotor China sowie das Taumeln der dortigen Aktienmärkte.
Und seit dem Montag ist da das Halbjahreszeugnis der führenden Privatbank in Asien – der Schweizer UBS.
Beim Schweizer Branchen-Primus hat sich das Geschäft im asiatischen Vorzeigemarkt nämlich merklich abgekühlt. Der Netto-Neugeld-Zufluss im zweiten Quartal 2015 betrug dort zwar immer noch stattliche 4,5 Milliarden Franken. Das ist jedoch etwa die Hälfte dessen, was die Bank vor zwölf Monaten noch auswies – 8,9 Milliarden Franken. Zurückgebildet haben sich zuletzt auch die von der Grossbank in Asien verwalteten Kundengelder – die so genannten Invested Assets schmolzen von 276 Milliarden Franken im Vorquartal auf 274 Milliarden Franken.
Die Bäume, so besagt jedenfalls die Momentaufnahme, scheinen auch für einen so mächtigen Player wie die UBS in Asien nicht mehr in den Himmel zu wachsen.
Abjagen, einkaufen
Wohlgemerkt: Wie auch finews.ch berichtete, konnte die Nummer drei im asiatischen Private Banking, die Schweizer Grossbank Credit Suisse (CS), dort kürzlich ein Wachstum vorweisen, dass sämtliche Erwartungen bei weitem übertraf. Auch das Zürcher Traditionshaus Julius Bär legte in der Region zuletzt durchaus ansprechende Zahlen vor.
Dennoch muss der jüngste UBS-Ausweis zu denken geben. Wenn er schon keine Trendwende ankündet, dann ist er doch ein Zeichen dafür, dass das organische Wachstum im Geschäft mit vermögenden Asiaten zunehmend schwierig wird. Das wiederum bedeutet, dass wer noch Kundengelder gewinnen will, sie einem anderen abjagen muss. Oder: Sie gleich einkauft.
Dass in Asien dass organische Wachstum zunehmend den Fusionen und Übernahmen weicht, darauf deutet bereits die angerollte Konsolidierungswelle hin. Und es ist gut möglich, dass diese dank Schweizer Playern erst so richtig in Fahrt gerät. So ist es das erklärte Ziel des neuen CS-Chefs Tidjane Thiam, das Private Banking in Asien zu forcieren. Sein Asien-Chef Francesco de Ferrari liess derweil wiederholt durchblicken, dass die CS dort einen «Quantensprung» brauche. Mit anderen Worten: Die CS ist in Asien auf Brautschau.
Elefantenjagd ist eröffnet
Und die Grossbank könnte damit nicht alleine bleiben. Auch Bär-Chef Boris Collardi liess kürzlich verlauten, dass er nichts dagegen hätte, wenn ihm wieder so «ein Elefant wie Merrill Lynch» über den Weg laufen würde. Und wie steht es um die UBS? CEO Sergio Ermotti sagte anlässlich einer Medien-Calls vom Montag zwar, dass er momentan keine «vernünftig bewerteten» Übernahmeziele sehe. Doch auch das kann sich rasch ändern.
So oder so: Salems Citi Private Bank wird sich wohl bald mit noch härterer Konkurrenz aus der Schweiz herumschlagen müssen.