Der abtretende Chef der Credit Suisse verrät, warum er nicht Rockmusiker geworden ist, und warum er den Mitarbeitern kein Handbuch für Verhaltensregeln mitgegeben hat.
Dass Brady Dougan ein Mann mit vielen Interessen ist, war bislang kaum bekannt. Der CEO der Credit Suisse, der am kommenden 30. Juni seinen letzten Arbeitstag bei der Grossbank haben wird, beeindruckt vielmehr durch seine Hingabe an seinen Job, der ihm kaum Zeit für Anderes lässt.
Diesen Fokus auf eine einzige Tätigkeit hat es nicht immer gegeben, wie Dougan in einem Interview mit dem Karriereportal «Onewire» verrät. In der High School in Urbana im Bundesstaat IIlinois, wo Dougan im Kleinstadt- und Mittelklassemilieu aufgewachsen ist, habe er viel Verschiedenes ausprobiert, erzählt er. Es sei im akademischen Bereich aktiv gewesen und im Schulsport.«Und ich habe viel Musik gemacht, im Schulorchester. Aber wir hatten auch eine Rockband.»
Dann nur noch eins: Business
Dass es eine Karriere als Rockmusiker aber nicht sein wird, wurde Dougan dann gegen Ende seiner Schulzeit klar. «Mein Fokus richtete sich damals voll und ganz auf 'Business'». Er habe seine damals noch etwas verzettelten Interessen dann nur noch auf dieses Gebiet konzentriert.
Dougans Karriereschritte sind bekannt: Er ging auf University of Chicago, zog sein Wirtschaftsstudium und das MBA in einem Rutsch durch, hatte seinen ersten Job bei Bankers Trust, stiess so zur Credit Suisse First Boston und wurde 2007 CEO der Credit Suisse.
«Ich habe nie auf den nächsten Job aspiriert», so Dougan. «Meine Devise war immer die, das Beste dort zu geben, wo ich gerade war.»
Innovationen in der Bank
Bei der Credit Suisse hätten er und das Management insgesamt einen guten Job gemacht, so Dougan weiter. Die Bank habe die Veränderungen, welche auf die Branche nach der Finanzkrise zugekommen seien, vergleichsweise sehr gut gemeistert und habe auch Innovationsgeist darin bewiesen, die Finanzindustrie insgesamt sicherer zu machen. Dougan nennt hier die Schaffung der sogenannten Cocos, Contingent Convertible Bonds.
Während seiner Amtszeit entstand auch die Vision, die Credit Suisse zur «most admired» – zur am meisten bewunderten – Bank zu machen. «Dafür kann es kein Handbuch geben», so Dougan weiter.
Der CEO lebt's vor
Wenn zehntausende von Mitarbeitern täglich Dutzende von Entscheidungen treffen müssten, können sie dafür nicht jeweils in einem Handbuch blättern und beispielsweise auf Seite 43 den Paragrafen X konsultieren, erklärt er.
Eine Kultur zu schaffen, in die Mitarbeiter jeden Morgen überlegen, was sie tun können, die Credit Suisse zur meist bewunderten Bank zu machen, liegt laut Dougan auch am CEO. Jeder Entscheid müsse ein kristallklare Strategie verfolgen und mit der Kultur übereinstimmen, die angestrebt werde. «Die Mitarbeiter hören dir zwar zu», sagt er. «Aber sie messen dich an deinen Taten.»