Dank geschicktem Lobbying hat der Zürcher Bankenplatz bei den chinesischen Instituten die Nase vorn, wie Recherchen von finews.ch zeigen. Damit wetzt er eine alte Scharte aus.
Die Verhandlungen um einen Schweizer «Hub» für den Handel mit der chinesischen Währung Renminbi kamen monatelang kaum voran. Doch in den letzten Tagen überschlugen sich plötzlich die Ereignisse. Wie auch finews.ch berichtete, gelang es Schweizer Unterhändlern, von den Chefs der vier grossen chinesischen Banken Zusagen für ein Engagement in der Schweiz zu erhalten.
Als erstes der vier Institute will die China Construction Bank (CCB) hierzulande noch dieses Jahr eine Filiale eröffnen.
Das die Wahl der CCB-Chefs dabei ausgerechnet auf Zürich fiel, ist offensichtlich kein Zufall. Denn auch die Delegation, die nun den Verhandlungserfolg mit den chinesischen Bank-Giganten erzielte, kommt aus der Limmatstadt.
Angeführt wurden die Unterhändler vom Chef des Amtes für Wirtschaft und Arbeit des Kantons Zürich, Bruno Sauter. Ebenfalls mit von der Partie war der Zürcher LGT-Banker und FDP-Nationalrat Hans-Peter Portmann. Die Schweizer Botschaft in China hatte derweil die nötigen Vorarbeiten geleistet (Bild von links: Bruno Sauter, Gong Weiyun, designierter Generalmanager für die CCB in Zürich, Hans-Peter Portmann).
Grüsse von Widmer-Schlumpf überbracht
Entsprechend konnte die Delegation nicht nur den Interessen des Schweizer Finanzplatzes, sondern eben auch des Standorts Zürichs Geltung verschaffen. «Bis jetzt konnte noch kein Kanton ein Memorandum of Understanding für die Ansiedelung einer chinesischen Bank gegenseitig unterzeichnen», betont Portmann gegenüber finews.ch.
Ebenfalls sei es bisher nur Zürich gelungen, ein solches Memorandum sogar mit zwei weiteren Banken zur Unterschrift pendent zu halten, bis diese vom chinesischen Regulator die Bewilligung zur Sitznahme auf dem Finanzplatz Zürich in den Händen hätten, so Portmann weiter.
Dass er dabei der chinesischen Seite auch die persönlichen Grüsse der Finanzministerin Evelyne Widmer-Schlumpf überreichen konnte, habe zudem den richtigen Ton in der formellen Verhandlungskultur mit China getroffen, räumt Portmann ein. «Ohne politischen Support gibt es keine Erfolge in China», folgert er deshalb.
Genfer Delegation abgeblitzt
Dessen ungeachtet tritt im Buhlen um Chinas Banken die Rivalität zwischen den beiden Schweizer Finanzplätzen Zürich und Genf besonders deutlich zutage. Dabei punktete ausgerechnet Genf zuerst: Die Rhône-Stadt konnte 2008 die Ansiedlung der Bank of China (Suisse) vermelden. Die Privatbank musste allerdings bereits 2012 ihre Tore wieder schliessen.
Pikant: Wie es in der Branche heisst, ist offenbar eine ebenfalls diesen März nach China entsandte Genfer Delegation bei den dortigen Banken abgeblitzt.
Mit dem Zuzug der CCB wäre es dem Zürcher Bankenplatz demnach gelungen, die Scharte von 2008 gleich doppelt auszuwetzen. Man darf gespannt sein, ob es die Zürcher Standortförderer schaffen, auch noch die Bank of China (BoC), die Agricultural Bank of China (ABC) sowie die Commercial Bank of China (ICBC) an die Limmat zu holen.