Mit Chain IQ hat der IT-Unternehmer Claudio Cisullo innert weniger Monate ein Milliardenunternehmen aus dem Boden gestampft – dank des bisher einzigen Kunden, der UBS. Aber Cisullo hat weit grössere Ambitionen.
Als die UBS im vergangenen Jahr die Auslagerung ihres Beschaffungswesens an die Firma Chain IQ ankündigte, waren die Dimensionen des neuen Unternehmens noch vage. Einen Anhaltspunkt lieferte der Geschäftsbericht der UBS, der den Sachaufwand der Bank auf rund 8,3 Milliarden Franken jährlich bezifferte.
Dieser wird grossmehrheitlich von der UBS-internen Abteilung «Supply & Demand Management» abgedeckt, deren rund 200 Mitarbeiter, davon 80 in der Schweiz, an Chain IQ gingen.
Hochkarätiger Verwaltungsrat
In den vergangenen Monaten hat Chain IQ eine globale Präsenz aufgebaut, das Managementteam unter der Leitung von Marc Schnyder und den Verwaltungsrat bestimmt.
Und dieser unterstreicht, dass Chain IQ nicht bloss die Outsourcing-Stelle der UBS bleiben will: Neben Präsident, Gründer und Hauptaktionär Claudio Cisullo (Bild oben) sind das die Unternehmensberaterin Li Wu Fehlmann, Panalpina-CEO Monika Ribar, Ex-UBS-VR und COO Walter Stürzinger, Berater und Finanzspezialist Kurt Tenger sowie Nicole Patsch, die 2012 zur UBS stiess, um das Outsourcing-Projekt zu leiten.
Nun erhält der Chain-IQ-VR noch internationale Prominenz, wie finews.ch aus einer internen Mitteilung von Chain IQ entnimmt: Sir Michael Rake (Bild) wird 2015 in das Gremium gewählt. Der Brite ist derzeitig Chairman des Telekomriesen BT Group, stellvertretender Chairman von Barclays und Verwaltungsrat des britischen Finanzanalyseunternehmens McGraw Hill Financial.
Sir Michaels vorgesehene Rolle: «Das Wachstum von Chain IQ beschleunigen.» Denn, so viel ist klar: Die UBS soll nicht der einzige Kunde von Chain IQ bleiben. Wie es um die Expansion und die Akquisition weiterer Kunden steht, darüber schweigt das Unternehmen.
So viel ist aber bekannt:
- Chain IQ hat seinen Hauptsitz in Zürich im IBM-Gebäude und Niederlassungen in London, in den USA und in Singapur.
- Die ganze Beschaffung der UBS aus zwölf Ländern wurde übernommen: IT-Hardware und Software, Reisen, Versicherungen, Uniformen, Logistik-Dienste Gebäude-Management, -bau und -miete, aber auch Teile der Werbung sowie der HR- und Rechtsdienste.
- Einige Spezialbereiche sind dem Vernehmen nach bei der UBS geblieben.
- Die UBS ist an Chain IQ nicht beteiligt.
- Der Vertrag mit der UBS läuft über mehrere Jahre.
- Chain IQ hat bereits Absichtserklärungen von anderen möglichen Kunden und führt derzeit Verhandlungen.
Ziel ist es, andere Finanzdienstleister sowie branchenfremde Unternehmen zu gewinnen. Das erhöht die Beschaffungskraft von Chain IQ, Dadurch würden sich für alle Kunden wiederum Vorteile ergeben. Die UBS spart bislang rund 40 Millionen Franken ein. Kommen weitere Kunden an Bord, erhöht sich dieser Spareffekt auf bis zu 120 Millionen Franken.
Zweistelliger Milliardenumsatz in Aussicht
Chain IQ wird damit zum nächsten Schweizer Multimilliarden-Unternehmen: Allein die UBS sorgt für einen Umsatz gegen 8 Milliarden Franken. Kommen weitere Kunden dazu, erhöht sich dieser schnell auf einen zweistelligen Milliardenbetrag.
Haupaktionär ist Claudio Cisullo. Über die weiteren Besitzer ist nichts bekannt. Cisullo ist ein Selfmade-Unternehmer im IT-Bereich. Er ist bestens vernetzt und sitzt auch im Verwaltungsrat des Medienkonzerns Ringier.
Zur UBS kam er 2010 im Mandatsverhältnis. Er sollte die Grossbank bei ihren IT- und Industrialisierungsprozessen beraten. Offenbar hat er das so gut gemacht, dass daraus nun ein UBS-Spinoff mit ihm an der Spitze entstanden ist.