Steigen die Preise für Privatbanken wieder? Der Deal zwischen der BTG Pactual und der Tessiner BSI Bank könnte ein Indiz dafür sein.
Die zuletzt zum italienischen Generali-Konzern gehörende BSI Bank stand fast zwei Jahre zum Verkauf – und niemand wollte sie, wie es schien. Erst in den vergangenen paar Wochen änderte sich die Situation, und seit dieser Woche wissen, wir dass die brasilianische Finanzgruppe BTG Pactual rund 1,5 Milliarden Franken für den Kauf der gut 140-jährigen Tessiner Bank zahlen wird.
Der Kaufpreis (1,5 Milliarden Franken) im Verhältnis zu den verwalteten Vermögen der BSI, nämlich 90 Milliarden Franken, ergibt eine Prämie von 1,67 Prozent. Diese Kennzahl ist interessant, weil sie einen Anhaltspunkt liefert, ob Privatbanken begehrt, sprich teuer sind oder nicht.
Bis in den Keller
Ein Blick zurück zeigt, dass Ende der neunziger Jahre Prämien von bis zu 5 Prozent für Privatbanken bezahlt wurden; ein Beispiel dafür ist 1999 der Kauf der Banca del Gottardo durch die Swiss Life, die 4,8 Prozent für die Depots (Assets under Management, AuM) bezahlte. Aus jener Zeit datiert auch die Übernahme der BSI durch den Generali-Konzern oder der Guyerzeller durch die britische HSBC-Gruppe.
Nach dem Platzen der Dotcom-Krise in den Jahren 2001 und 2002 fielen die Preise regelrecht in den Keller, und die Prämien pendelten sich auf ein Niveau zwischen 1,7 und 2,2 Prozent ein. Das löste eine neue Konsolidierungswelle aus; Beispiele dafür sind die Übernahme der Basler Sarasin durch den holländischen Rabobank-Konzern oder der Kauf der Hyposwiss durch die St. Galler Kantonalbank.
Bloss noch eine «Blackbox»
Erst der Ausbruch der Finanzkrise im Sommer 2007 stoppte diese Kaufphase, als bereits wieder Prämien von 3 Prozent erzielt wurden. In der Folge kam der Markt für Fusionen und Übernahmen im Privatbanken-Sektor nahezu zum Erliegen, was allerdings nicht verwunderlich war. Denn die Banken bekundeten nicht nur wirtschaftliche Probleme, wegen der Finanzkrise, sondern zunehmend auch politische respektive juristische Schwierigkeiten auf Grund der Steuerkontroverse mit den USA und der EU.
Von diesem Gesichtspunkt her waren Banken mit einem hohen Anteil an undeklarierten Vermögen bloss noch eine «Blackbox» und darum kaum mehr begehrt. Das stürzte die Prämien sozusagen in den Untergrund; konkret bezahlte man – in den vereinzelten Transaktionen, die es noch gab – Preise um einen Prozent oder darunter.
Interessierte Familien
Seit einigen Monaten scheint sich eine Trendwende zu vollziehen. Vor allem ausländische Institute und vermögende Familien, die im Verlauf der Börsenhausse der vergangenen zwei Jahre zu noch mehr Geld gekommen sind, bekunden Interesse an Schweizer Privatbanken.
Der Zeitpunkt dafür ist durchaus günstig, da sich in der Steuerkontroverse der Schweiz mit dem Ausland allmählich Lösungen abzeichnen. Lösungen, die natürlich nicht ganz schmerzfrei sind für die betroffenen Institute, aber zumindest einen Schlussstrich unter dieses unrühmliche Kapitel ziehen lassen. Ausserdem existieren mittlerweile sehr gute Methoden, um Schwarzgeld von Weissgeld zu unterscheiden.
Steigende Preise
Prozyklisch könnte nun also ein günstiger Zeitpunkt gekommen sein, um eine Schweizer Bank zu kaufen. Die BTG-Pactual-Gruppe hat den Anfang gemacht; die bezahlte Prämie von 1,7 Prozent liefert einen interessanten Hinweis darauf, dass die Preise offenbar wieder im Steigen begriffen sind. Wer macht den nächsten Schritt?