Berufe im Investmentbanking sind in der Öffentlichkeit mit zahlreichen Klischees belegt. Doch was ist am Ende des Tages mehr Sein und was bloss Schein?
Studienabgänger sollen gemäss neusten Medienberichten bei Investmentbanken geradezu schockierende Arbeitsbedingungen vorgefunden haben: 12-Stunden-Tage, Arbeiten am Wochenende, kaum Erholungsphasen, wie finews.ch auch schon darüber berichtete.
Die britische Zeitung «The Independent» meldet nun, dass verschiedene Banken, und dazu gehört offenbar auch die Credit Suisse, Massnahmen ergriffen hätten, um die Situation zu entschärfen.
So habe die Schweizer Grossbank ihren Mitarbeitenden beispielsweise verordent, dass sie am Wochenende nicht mehr arbeiten dürfen.
Jobs mit normalen Bürozeiten
Gut zu wissen sei ausserdem, schreibt die Zeitung weiter, dass in einigen Positionen im Investmentbanking «zu relativ normalen Bürozeiten gearbeitet» werde. Überhaupt bietet das Investmentbanking laut «Independent» eine Vielzahl an «interessanten Tätigkeiten», die sich nicht nur um den Handel oder um Fusionen und Übernahmen drehen würden.
Dazu gehöre beispielsweise das Monitoring der politischen Entwicklung in der Eurozone – als Hilfestellung für vermögende Kunden, ihr Geld gut und sicher anzulegen. Auch die strategische Arbeit an der weiteren Entwicklung einzelner Geschäftsbereich sei teilweise in der Investmentbank angesiedelt, heisst es weiter.
Ausserakademische Aktivitäten
Interessant ist in dem Artikel schliesslich die Feststellung, beste Noten oder ein bestimmtes Diplom seien bei Investmentbanken oftmals weniger gefragt als ein «starkes Engagement in ausserakademischen Aktivitäten». Hier dürfte wohl der angelsächsische Einfluss durchdrücken, der im Investmentbanking schon immer eine grosse Rolle spielte.
Oder anders formuliert: Das vordergründig wohltätige Wirken, das besonders in der amerikanischen Gesellschaft weit verbreitet ist, hat in der Finanzbranche und namentlich im Investmentbanking einen sehr hohen Stellenwert.
Technologie-Freaks gefragt
Neben den üblichen Qualitäten (gute Sprachkenntnisse, Hochschulstudium, «Learning on the Job»), die ein Investmentbanker mitbringen sollte, kann ein Berufseinsteiger heute aber auch ein Technologie-Freak sein, zumal die grossen Finanzkonzerne ihre Handels- und Buchungsplattformen kontinuierlich ausbauen und verfeinern, wie es weiter heisst.
Alles in allem stellt der «Independent» fest, dass der Beruf des Investmentbankers in der breiten Öffentlichkeit mit zahlreichen Klischees belegt ist, in Tat und Wahrheit aber vielfältigste Qualitäten erfordert und höchst unterschiedliche Betätigungsmöglichkeiten eröffnet. Dies die etwas weniger spektakuläre Sicht auf einen sonst so kontrovers diskutierten Beruf.