Das fragmentierte Private Banking steht vor einer rigorosen Konsolidierung. Einige Schweizer Institute werden neue Besitzer finden und umgekehrt.
Die Finanzkrise setzt einen Prozess in Gang, der längst erwartet worden war: Im Private Banking wird es zu Zusammenschlüssen und Übernahmen kommen. In den kommenden zwölf Monaten werde der Trend deutlich werden, sagte der M&A-Spezialist Ray Soudah gegenüber dem Branchenblatt «Financial News», zumal die Bewertungen auf das Niveau von 2002 gefallen seien.
Auch in einer Umfrage des Beratungsunternehmens KPMG waren drei Viertel der befragten Private Banker der Ansicht, dass sich Akquisitionen im heutigen Umfeld wieder bezahlt machen. Auslöser sind die Restrukturierungen, die von den staatlichen Rettungsmassnahmen und Beteiligungen provoziert werden.
Wer schluckt wen?
Mit höchster Wahrscheinlichkeit werde Barclays Wealth sich an Kleinwort Benson heranmachen, die 1995 von der Dresdner Bank erworben worden war. An zweiter Stelle auf der Liste der Kandidaten für Mergers & Acquisition-Deals, die das Branchenmedium «Wealth Bulletin» zusammentrug, steht bereits die Credit Suisse. Sie soll sich für RBS Coutts Schweiz erwärmen, die 54 Milliarden Franken verwaltet. Lloyds Bank, die zu 43 Prozent im Besitz des britischen Staats ist, soll sich auch von ihrem Schweizer Private Banking Geschäft trennen, spekuliert «Financial News».
EFG und Clariden Leu?
Die Bank Julius Bär wird als Interessent für das Private Banking der Citibank Schweiz genannt, JP Morgan als potentieller Käufer von Dexia Private Bank Schweiz. Und auch Clariden Leu, 2007 aus dem Zusammenschluss der fünf Einheiten der Credit Suisse – Clariden Bank, Bank Leu, Bank Hoffmann, BGP Banca Gestione Patrimoniale und Credit Suisse Fides – gebildet, soll in neue Hände kommen: EFG International wird als Käuferin in Betracht gezogen.
Die unglückliche Union Bancaire Privée, die über eine Milliarde Franken Kundengelder in Madoff-Vehikel angelegt hatte, soll im Umfeld von Schroders neue Perspektiven finden.
Dresdner und Commerzbank (Schweiz) zum Verkauf
Ebenfalls zum Verkauf stehen seit geraumer Zeit die beiden Schweizer Ableger der deutschen Institute Dresdner Bank und Commerzbank. Mit den tief greifenden Veränderungen auf dem Schweizer Finanzplatz und dem anhaltenden Druck aus Deutschland lohnt sich das Geschäft offenbar immer weniger. Darum sollen die schwerwiegend in der Vermögensverwaltung tätigen Schweizer Ableger deutscher Geldhäuser wie Dresdner Bank und Commerzbank veräussert werden.
Wie in der Branche kolportiert wird, ist eine Investmentbank damit beauftragt, Käufer für diese Schweizer Töchter zu finden. Die beiden Banken beschäftigen in der Schweiz 413 Mitarbeiter und verwalten Vermögen von knapp 14 Milliarden Franken. Allerdings wird es nicht einfach sein, einen Käufer zu finden. Ein Teil der Assets ist nicht deklariert.