Nach einem zähen Rechtsstreit mit der Finanzmarktaufsicht (Finma) droht dem bekanntesten Schweizer Versicherungsvermittler eine empfindliche Schwächung seines Geschäftsmodells.

Für die allgemeine Öffentlichkeit war es eine kaum wahrgenommene Fussnote während der Sommerferien, für das Unternehmen Comparis hingegen ein Angriff auf Elemente seines Geschäftsmodells.

Der Bundesrat hat nämlich am 14. August 2024 entschieden, dass per 1. September die sogenannte «Branchenvereinbarung Vermittler» (BVV) für allgemeinverbindlich erklärt wird, dass sie also in Zukunft für sämtliche Krankenversicherungen gilt.

Nur noch erfolgsabhängige Provisionen

Diese Branchenvereinbarung der beiden grössten Krankenkassenverbände Santésuisse und Curafutura deckelt die Provision für Vermittler bei 70 Franken pro Person bei erfolgreichem Vertragsabschluss. Provisionen dürfen nur abschlussbezogen ausgerichtet werden, also wenn tatsächlich ein Vertrag zustande kommt.

Kurz zuvor war Comparis vor dem Bundesverwaltungsgericht in einem Rechtsstreit mit der Finma unterlegen. Diese hatte im Rahmen eines Enforcement-Verfahrens das Unternehmen dazu gezwungen, sich bei der Aufsicht als Versicherungsvermittler zu registrieren. Dieses Urteil ist mittlerweile rechtskräftig. Comparis gilt damit offiziell als Versicherungsvermittler.

Umsatz von 10,2 Millionen Franken mit dem KVG

Laut eigenen Angaben hat Comparis im Jahr 2023 mit der Grundversicherung im Bereich der obligatorischen Krankenkasse (Krankenversicherungsgesetz, KVG) einen Umsatz von rund 10,2 Millionen Franken erzielt.

Mit der Registrierung als Vermittlerin bei der Finma und mit der neu allgemeinverbindlichen Maximalprovision von 70 Franken pro Versichertem, welche die Versicherer nur abschlussbezogen bezahlen, steht das bisherige Geschäftsmodell teilweise infrage.

Keine Bezahlung mehr für Offerten

Denn bis anhin beruhte die Provisionierung von Comparis vor allem auf den gestellten Offerten. Nach Angaben des Unternehmens bezahlten die Versicherungen pro Offerte ungefähr 50 Franken.

Bei einem Krankenkassenvergleich auf der Website von Comparis konnten Interessenten mehrere Offerten aufs Mal bestellen. Kenner der Versicherungswirtschaft schätzen, dass im Durchschnitt vier Offerten pro Abschluss gestellt wurden.

Halbierung des Umsatzes?

Gegebenenfalls würde Comparis in Anbetracht der Deckelung und der Beschränkung auf abschlussbezogene Provisionen in Zukunft nur noch etwa halb so viel im Bereich der obligatorischen Krankenkasse verdienen.

Auf Anfrage von finews.ch möchte das Unternehmen keine Auskunft darüber geben, was die Neuregelungen für Umsatz und Profitabilität bedeuten werden: «Die Auswirkungen sind uns noch nicht bekannt.»

Verträge laufen über Schwestergesellschaft

Zudem erhalte Comparis direkt von den Versicherern keine Provisionen. «Die Verträge werden mit unserem Brokerage-Partner Optimatis AG abgeschlossen. Im Moment verhandelt Optimatis die Verträge mit allen Partnern neu.»

Optimatis ist eine Schwestergesellschaft von Comparis, die wie diese zur Decisis Holding gehört. Sie ist bereits seit 2017 bei der Finma als Versicherungsvermittlerin registriert.