Jetzt forciert auch die Axa-Winterthur-Versicherung Fintech-Innovationen. Dabei geht sie sehr weit. Sie plant neue Abteilungen, will Start-ups unterstützen und die Konzern-Hierarchie verflachen.
Bisher machten hierzulande vor allem Banken wie die UBS, Credit Suisse oder die Postfinance mit Engagements im Fintech-Bereich von sich reden.
Nun zeigt sich, dass das Interesse mancher Versicherungen an der Digitalisierung mindestens ebenso gross ist. Ein Beispiel dafür ist die Axa Winterthur, also die Schweizer Tochter des französischen Axa-Konzerns.
Um disruptiven Technologien und dem dadurch veränderten Kundenverhalten zu begegnen, geht der Allversicherer dabei noch weiter als manche Banken: Er verpasst sich gleich eine neue Strategie.
Neue Strategie – neue Abteilungen
«Wir wollen unseren Kunden Produkte und Dienstleistungen anbieten, die ihnen über die finanzielle Sicherheit hinaus Mehrwert bringen», sagt Axa-Winterthur-Chef Antimo Perretta (Bild links) im Zusammenhang mit der «Strategie 2020». Dafür werden in Winterthur gleich zwei neue Abteilungen gebildet. So soll ab Anfang 2016 das Ressort «Transformation & Market Management» Veränderungen im Markt orten und neue Ideen effizient umsetzen.
Die Abteilung wird dabei auch eine Organisationseinheit «Big Data & Advanced Analytics» sowie einen Innovationsbereich umfassen. Die Veränderungen sollen dem weiteren Vernehmen nach nicht nur nach innen, sondern auch nach aussen greifen: Wie beispielsweise die Grossbank UBS stuft der Versicherer die Bedeutung von externen «Ideenlieferanten» sehr hoch ein.
Venture-Programm kommt in die Schweiz
Darum unterhält die Winterthur ein «Advanced Engineering Lab» an der Lausanner Hochschule EPFL und beteiligt sich am «Innovation Lab» des Axa-Mutterhauses im kalifornischen IT-Mekka Silicon Valley.
Seit April tritt die Axa-Gruppe zudem weltweit als Wagnis-Kapitalgeberin für Start-up-Firmen auf. Das «AXA Strategic Ventures»-Programm soll nun auch in die Schweiz kommen, erklärt CEO Perretta weiter. «Wir haben ein Screening aufgesetzt, damit wir frühzeitig auf Start-ups aufmerksam werden, die sich für eine Zusammenarbeit mit AXA eignen.»
Ein neues Hierarchie-Verständnis
Und: Peretta ist sogar bereit, für die bessere Förderung von Innovation auf einen Teil seiner Machtfülle zu verzichten. Die Hierarchien müssen bei Axa Winterthur flacher werden, findet der Chef. Darum soll künftig nicht mehr allein die Führungsverantwortung ein entscheidendes Kriterium für eine Karriere sein – sondern auch Spezialwissen.
Man darf gespannt sein, wie die bestehenden Hierarchien auf diese Neuausrichtung reagieren.