Usbekistan meldet sich in der Geldwäschereiaffäre zu Wort. Aus Frankreich kommen neue Hinweise auf Verbindungen zwischen Diktatoren-Tochter und den Konten bei Lombard Odier.
Usbekistan beendet sein Schweigen: Via Umweg über die Berliner Botschaft erklärt sich das Machtzentrum in Taschkent erstmals zur Geldwäscherei-Affäre.
Diese wurde im Sommer in der Schweiz von der Genfer Privatbank Lombard Odier angestossen. In ihrem Verlauf verhaftete die Bundesanwaltschaft hierzulande vier Usbeken und liess rund 600 Millionen Franken auf verschiedenen Schweizer Bankkonten blockieren.
Ein Streit zwischen Usbekistan und Russland
Gemäss dem offenen Brief aus der Berliner usbekische Botschaft liegt der Ursprung der Affäre in seiner Auseinandersetzung Usbekistans mit dem russischen Telekomanbieter MTS.
Das offizielle Usbekistan schiebt die Schuld dem ehemaligen Chef von MTS Usbekistan in die Schuhe: dem mittlerweile via Interpol gesuchten Bekzod Akhmedov.
Flucht via Paris nach Moskau
Die Botschaft beschreibt in einem Brief dessen Fluchtweg im Juni aus Usbekistan via Instanbul nach Paris und von dort via Erevan (Armenien) nach Moskau. Dort hätte ein Vizepräsident von MTS dafür gesorgt, dass ihr Usbekistan-Repräsentant Akhemedov unbelligt einreisen konnte, berichtete die Westschweizer Zeitung «Le Temps» am Freitag.
MTS beklagt umgekehrt, in Usbekistan enteignet worden zu sein. Die Firma will sich aber zu den Anschuldigungen aus Usbekistan nicht weiter äussern.
Usbekistan klagt an
Dort wirft die Staatsanwaltschaft Bekzod Akhmedov vor, er habe 2008-2012 kriminelle Vermögen aus illegalen Aktivitäten ausser Landes geschleust:
- Die Rede ist im Brief der Botschaft von Betrug, Verstoss gegen das Wirtschaftsrecht sowie von angeblich massiver Steuerhinterziehung.
- Grosse Summen seien als monatlicher Lohnzahlungen für Bekzod Akhmedov getarnt auf ein Konto bei der Russischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung in Moskau transferiert worden.
Die Botschaft macht keine Angaben zur Schweiz
Um was für Gesetzesverstösse in Usbekistan es sich genau handelt, gibt die Botschaft jedoch keine Auskunft.
Dabei decken sich die genannten Summen von der Grössenordnung her in etwa mit den dem Vernehmen nach in der Schweiz blockierten 600 Millionen Franken. Doch zu diesen äussert sich die Botschaft nicht, genauso wenig wie über allfällige Verbindungen zur ältesten Tochter des usbekischen Herrschers Islam Karimov, über die Schweizer, schwedischen und unabängigen usbekischen Medien berichten.
Neue Dokumente aus Frankreich
Zuerst die schwedischen Nachrichtenagentur «Tidningarnas Telegrambyra», dann auch der unabhängige usbekische Radiosender «Radio Free Europe» veröffentlichten neue Hinweise für eine Verbindungen zwischen dem Schweizer Strafverfahren und der usbekischen Diktatorentochter Gulnara Karimova.
Ihre Unterschrift findet sich mit jener eines der in der Schweiz im Juli verhafteten Usbeken auf den Gründungsakten für eine Immobiliengesellschaft in Paris. Bei diesem Usbeken soll es sich gemäss «Radio Free Europe» um den Coca-Cola-Repräsentanten in Usbekistan handeln, berichte «Le Temps» am Freitag. Die beiden zeichneten als «Associé» und «Gérant» (Partner und Verwalter).
Karimova unterschrieb neben einem der Verhafteten
Die beiden Unterschriften finden sich auch gemeinsam auf einer Kaufurkunde für eine Liegenschaft im südfranzösischen Gassin nahe Ramatuelle an der Côte d'Azur, wie die schwedische Nachrichtenagentur «Tidningarnas Telegrambyra» berichtete.
Die Dokumente scheinen also eine Verbindung zwischen dem Machtzentrum in Taschkent und den vier Usbeken, die sich seit dem Sommer im Visier der Bundesanwaltschaft befinden, zu belegen.
Gulnora Karimova geniesst Immunität
Die Bundesanwaltschaft wollte sich auf Anfrage der Westschweizer Tageszeitung nicht zu diesen neu aufgetauchten Dokumenten äussern.
Gulnora Karimova hat Wohnsitz in Cologny GE. Sie ist aktuell Usbekistans UNO-Botschafterin in Genf sowie Gesandte in Spanien. Sie erfreut sich hierzulande diplomatischer Immunität und ist von allen Strafverfahren der Bundesanwaltschaft ausgenommen.