Versteckte Kameras auf dem Finanzplatz: Ein deutsches TV-Team spielte durch, wie man den geplanten Steuervertrag umgehen könnte. Es fand viele willige Helfer.
Letzte Woche bewies eine Undercover-Recherche, dass es auch andersrum geht: Ein Journalist, der als Schweizer Anleger auftrat und seine Mittel offen als Schwarzgeld bezeichnete, wurde von deutschen Banken ohne Hemmungen beraten und genommen.
Jetzt kommt das Ganze wieder umgekehrt: Deutsche Journalisten zeigen auf, dass es mit der Schweizer Weissgeldstrategie wohl auch nicht so weit her ist. Das ZDF-Magazin «Frontal 21» strahlte gestern einen Beitrag auf, in dem ein TV-Team mit Kontounterlagen für 4,487 Millionen Dollar durch den Finanzplatz Schweiz zog.
Ihr Anliegen, offen geäussert: Sie wollten dieses Schwarzgeld am geplanten Staatsvertrag zwischen Deutschland und der Schweiz vorbeimauscheln und selbst danach eine Abgeltungssteuer vermeiden. Was tun?
Man gründe eine GmbH
Insgesamt vier Wege kamen ans Licht – und dazu verhalfen den Journalisten eifrige Treuhänder und Finanzvermittler in Lugano, Baar und Süddeutschland. Eine Treuhänderin empfahl den simulierten Millionären zum Beispiel, sie sollten mit dem Geld eine GmbH gründen – schliesslich fallen Unternehmen nicht unter das Steuerabkommen. Einen Firmenzweck lasse sie sich dann schon einfallen, die Betreuung koste in der Folge 15'000 Franken pro Jahr.
Ein Treuhänder in Lugano wiederum riet, zuerst einmal abzuwarten. Und falls der Staatsvertrag dann tatsächlich komme, «schauen wir mit der Bank, wo wir das Geld am besten hinschieben. Zum Beispiel nach Singapur».
«Das Schäuble-Abkommen ist das Papier nicht wert»
Einen Auftritt hatten zudem Finanzvermittler aus Süddeutschland, welche das Geld in Immobilienfonds bei Schweizer Banken anlegen – und so das «deutsche» Geld als «Schweizer» Geld neu anlegen.
In der ZDF-Sendung wurde denn auch ein Steuerfahnder zitiert mit dem Satz, dass der geplante Staatsvertrag das Papier nicht wert sei, auf dem er geschrieben wurde: Bereits gebe es Finanzprodukte, die das «Schäuble-Abkommen» umgehen würden.
Ein Schweizer Banker, befragt als Experte, informierte die deutschen Reporter denn auch darüber, dass die hiesigen Treuhänder jetzt schon daran arbeiteten, das Steuerabkommen auszuhebeln – sie seien der «grösste Schwachpunkt» des Vertrages.
Dabei ging allerdings beinahe unter, dass der Treuhänder in Lugano seinen vermeintlichen Kunden noch einen anderen Tipp gab: Sie sollten doch einfach die Abgeltungssteuer bezahlen…
• Den Fernsehbeitrag finden Sie hier: «Frontal 21», 5. Juni 2010: «Vom Schwarzgeld zum Weissgeld»