El Salvador galt bei Krypto-Jüngern als Vorzeigeland. Seit 2021 war im zentralamerikanischen Staat der Bitcoin legales Zahlungsmittel. Jetzt ist alles anders. Dies dürfte auch die Diskussion in der Schweiz beeinflussen.

An Visionen mangelte es nicht. El Salvadors Präsident Nayib Bukele versprach der Bevölkerung mit dem Bitcoin die finanzielle Freiheit. Er träumte von einer Bitcoin-City, in der sich Krypto-Firmen aus aller Welt ansiedeln und die Digitalwährung schürfen sollten. 

Dazu wurde gar die weltweit erste Bitcoin-Staatsanleihe angekündigt. Überhaupt war Bukele die Einführung des Bitcoins einiges wert: Laut der «NZZ» (bezahlpflichtiger Artikel) hat er 200 Millionen Dollar an Steuergeldern dafür eingesetzt – eine horrende Summe für einen Staat, der kurz vor der Zahlungsunfähigkeit stand.

Parlament machte Entscheid rückgängig

Als erstes Land weltweit hat El Salvador den Bitcoin im Jahre 2021 zum offiziellen Zahlungsmittel erklärt – gegen den Widerstand des Internationalen Währungsfonds (IWF). 

Damit wurde der zentralamerische Staat zu einem Vorzeigeobjekt der Bitcoin-Anhänger. Auch hierzulande wurde von einigen Krypto-Exponenten immer wieder gerne auf El Salvador als Leuchtturmprojekt verwiesen.

Nun hat aber das Parlament des Landes die Reissleine gezogen und das entsprechende Gesetz geändert. Der Bitcoin ist als offizielle Währung wieder abgeschafft.

Der Entscheid fiel sinnigerweise einen Tag vor einer grossen internationalen Bitcoin-Konferenz in San Salvador von Ende Januar.

Der schlechten Wirtschaftslage geopfert

Der Entscheid war an der Konferenz laut mehreren Medienberichten kaum ein Thema. Schon fast grotesk wirkt da die Aussage von Gerardo Linares, Mitbegründer von Bitcoin Berlin: «Wir sind zur richtigen Zeit in der Geschichte der Welt am richtigen Ort», sagte er laut dem Onlineportal «Coindesk».

Grund für die Kehrtwende von El Salvador war die schlechte Wirtschaftslage: Das Land verzeichent von allen Staaten in Zentralamerika das tiefste Wirtschaftswachstum. Die Staatsverschuldung erreichte 2024 den Höchststand von 85 Prozent des Bruttoinlandprodukts, 2025 sollen es 87 Prozent sein.

Zudem genoss das Bitcoin-Projekt wenig Zuspruch in der Bevölkerung. Wie die «NZZ» vorrechnet, nutzten Ende 2024 nur noch 7,5 Prozent der Salvadorianer den Bitcoin.

SNB erteilt Schweizer-Initiative Absage

Die Entwicklung in El Salvador dürfte zweifellos auch Auswirkungen auf die Schweiz haben: Eine Initiative verlangt, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) einen Teil ihrer Währungsreserven auch in Bitcoin investiert. Die Sammelfrist für das Volksbegehren «Für eine finanziell starke, souveräne und verantwortungsvolle Schweiz (Bitcoin-Initiative)» läuft noch bis Ende Juni 2026.

Bei der SNB ist man solch einem Projekt gegenüber ablehnend eingestellt. Eine Zentralbank müsse Reserven haben, um die Geldpolitik zu unterstützen. Damit man dies könne, müssen diese Reserven eine Werterhaltung auch langfristig unterstützen. «Das ist bei Kryptowährungen nicht der Fall. Diese haben sehr starke Schwankungen», sagte der SNB-Präsident Martin Schlegel jüngst der Sendung «Eco Talk» des Schweizer Fernsehens. Weiter sagt er: «Viele Kryptowährungen sind spekulative Objekte.»