Die KMU wünschen sich, dass die Politiker die Beziehungen zur EU regeln und die Bürokratie abbauen. Nach dem Abflauen der Inflationswelle verliert die Entwicklung der Zinsen und der Wechselkurse an Relevanz, zumal sich viele KMU mit eigenen Mitteln finanzieren können.

In einer Zeit, in der viele Banken das Firmenkundengeschäft forcieren, weil sie hoffen, nach dem Ausscheiden der Credit Suisse Marktanteile zu gewinnen, kann es nicht falsch sein, wissen zu wollen, wie die kleineren und mittleren Unternehmen (KMU) ticken.

Am Dienstag wurde die siebte Ausgabe der «KMU Mittelstandsstudie» des Verbands Swiss Export und der Strategieberatung Kearney präsentiert. Die KMU schätzen die Entwicklung der Wirtschaftslage mehrheitlich optimistisch ein, erwarten, dass sich der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) – die sie selber noch wenig nutzen – vor allem in der Arbeitsweise und bei der Interaktion mit den Kunden spürbar auswirken wird und fordern eine Klärung der Beziehungen zur EU.

Umsatztief schon erreicht?

Dass die KMU zuversichtlicher in die Zukunft blicken als noch vor einem Jahr, ist nicht selbstverständlich. 69 Prozent (statt 62 Prozent) beurteilen die Wirtschaftslage für das eigene Unternehmen über die nächsten drei Jahre mit «sehr gut» oder «gut».

Dabei haben die Schweizer KMU kein einfaches Jahr hinter sich. Lediglich 56 Prozent gaben an, dass sie in den vergangenen zwölf Monaten ihren Umsatz halten oder steigern konnten. 43 Prozent der befragten Unternehmen verzeichneten einen Umsatzrückgang, 23 Prozent sogar einen Rückgang von zehn Prozent und mehr. Für das laufende Jahr gehen nun aber 83 Prozent davon aus, dass ihre Umsätze gleich bleiben (33 Prozent) oder steigen (50 Prozent).

«Nur bedingt von den globalen Finanzmärkten betroffen»

Als grösstes Konjunkturrisiko für die nächste zwölf Monate werden weiterhin hohe Energie- und Rohstoffpreise genannt (56 Prozent), doch verliert dieses Thema an Brisanz (2022 und 2023 84 und 62 Prozent). Etwas weniger akut scheint der Fachkräftemangel zu sein (44 Prozent gegenüber 51 Prozent), dafür bereiten aussenpolitische Entwicklungen mehr Sorgen (von 32 auf 42 Prozent). Auch finanzmarktnähere Themen werden genannt, allerdings weniger häufig: Inflation (16 statt 28 Prozent), Zinspolitik der Schweizerischen Nationalbank und der Europäischen Zentralbank (13 statt 19 Prozent), Wechselkurs (18 statt 22 Prozent) und Finanzstabilität (12 statt 18 Prozent).

Finanz- und währungsökonomische Themen hätten an Relevanz verloren und würden von der Mehrzahl der KMU nicht als Risiko betrachtet, wird in der Studie festgehalten. Und die Erklärung dazu: «Viele Schweizer KMU sind wahrscheinlich nur bedingt von globalen Finanzmärkten betroffen, weil insbesondere kleinere KMU hauptsächlich in der Schweiz tätig sind und oft über einen geringen Anteil an Bankfinanzierung und damit einen hohen Eigenfinanzierungsgrad verfügen.»

Wunschzettel an die Politik

Auf dem Wunschzettel an die Politik steht zum sechsten Mal die Klärung des Verhältnisses zur EU zuoberst (44 Prozent, im Vorjahr 48). Ebenfalls aufgeprägt ist das Anliegen Bürokratieabbau, das 41 Prozent (Vorjahr 38 Prozent) der befragten Unternehmen teilen.

Die Studie basiert auf den Antworten von 605 Unternehmen im Rahmen einer Ende Mai bis Anfang Juli durchgeführten Online-Erhebung. Zum fünften Mal als Partnerin mit von der Partie ist Raiffeisen, die 150 eigene Firmenkunden befragte, die in den obigen Zahlen berücksichtigt sind.