Bauen ist teurer, und die Banken sind in der Vergabe von Hypotheken zurückhaltender geworden. Eine Nutzniesserin dieser Situation ist die Firma Resolve, eine unabhängige Spezialistin für Hypotheken in der Schweiz. Das Fintech erwartet für 2024 ein massives Umsatzwachstum.
«Ich bin ehrlich gesagt überrascht über die konsequente Haltung der Banken. Sie sind sehr restriktiv bei der Vergabe von Hypothekarkrediten geworden», sagt Romain Dequesne. Dem CEO von Resolve kann die Entwicklung nur recht sein, profitiert doch sein Unternehmen unmittelbar davon.
«In den ersten Monaten dieses Jahres übertrafen Umsatz und EBITDA unsere Budgetprognosen deutlich», sagt er im Gespräch mit finews.ch.
Neue regulatorische Bestimmungen
Die Zurückhaltung der Banken hängt unter anderem mit der Umsetzung von «Basel III Endgame» zusammen: Die Schweizer Banken müssen viel detailliertere Vorgaben zur Risikosteuerung und Ermittlung der erforderlichen Eigenmittel erfüllen. Die Zinswende trug ihrerseits dazu bei, dass sich das Wachstum am Schweizer Hypothekarmarkt abkühlte.
Zwar wuchs der Hypothekarmarkt auch im vergangenen Jahr. Doch das Plus fiel mit 2,4 Prozent so niedrig aus wie nie in den vergangenen zehn Jahren und lag auch deutlich unter dem langjährigen Wachstum (CAGR) von durchschnittlich 3,1 Prozent.
Rolle der Privaten ist wichtiger geworden
Die grössten Player im Hypothekarmarkt sind seit dem Rücktritt vieler Pensionskassen und Versicherer vor allem die Banken. Rund 50 Prozent der Marktkapazität ist somit weg.
Eine zunehmend wichtigere Rolle kommt bei Immobilienprojekten laut dem Resolve-CEO Privaten zu – insbesondere im Hotel-, Gewerbe- oder Entwicklungsbereich. Denn «Trotz des vorhandenen Volumens zeigen Banken nur wenig Interesse an diesen Projekten, weil oft zu komplex oder zu riskant im Vergleich zu traditionellen Geschäften», sagt er.
Die Resolve-Agentur in Nyon (Bild: zVg)
Das eröffnet Resolve neue Opportunitäten. Denn für komplexere Kredite sind es in erster Linie Privatpersonen, Family Offices oder andere Anbieter, die mit einer stark wachsenden Private-Debt-Alternative die Banken bei kürzeren Kreditlaufzeiten ersetzen.
Rasantes Wachstum
Das in Genf domizilierte und landesweit vertretene Fintech ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen. Im Geschäftsjahr 2023 hat es ein Hypothekenvolumen von knapp 900 Millionen Franken erreicht, trotz schwierigem Marktumfeld, das von hohen Zinsen und einem Rückgang der Transaktionen geprägt war.
Seit der Gründung 2018 bietet Resolve (vormals: e-Potek) Hypothekendarlehen und Beratung inklusiver Vorsorgethemen und Steuerfragen an.
Verstärkte Expansion in der Deutschschweiz
Resolve ist in allen Kantonen der Romandie sowie im Tessin und immer mehr in der Deutschschweiz tätig. «Wir wollen unsere Hypothekarberatung in der ganzen Schweiz mit einer lokalen Präsenz anbieten, denn wir stellen fest, dass die Nachfrage da ist und dass Hausbesitzer diese Beratung auch suchen, insbesondere in Zeiten schwankenden Zinssätzen», sagt Dequesne.
Resolve übernimmt den gesamten Offerten- und Beratungsprozess: «Wir erstellen das Finanzierungsdossier, stellen Anfragen an unsere Partner, verhandeln die besten Angebote und präsentieren diese unseren Privat- oder Firmenkunden», so der CEO weiter. Der Erfolg stützt die Strategie des Unternehmens zu expandieren, um seine führende Position als Nummer zu halten.
Aufbau einer Ausbildungsakademie
«Wir brauchen mindestens noch 30 zusätzliche Experten», sagt Dequesne. Er sieht hierzulande ein grosses Potenzial in den Regionen Luzern, Solothurn, Bern, Basel, Schwyz und Zug.
«Wir bauen eine einzigartige Ausbildungsakademie auf, um hochmotivierte Finanzierungsberater anzuwerben und zu Resolve-Experten zu machen. Es gibt für uns keinen Grund, zu bremsen. Es gibt noch zu viele Wachstumsmöglichkeiten».