Bankentransfers werden durch den Einfluss von Blockchain und Wallets in wenigen Jahren ganz anders ablaufen, ist SIX-Chef Jos Dijsselhof überzeugt. Der erste Schritt dazu sei in der Schweiz bereits getan.

Von einer Revolution im Finanzwesen will SIX-Chef Jos Dijsselhof nicht sprechen. Es sei vielmehr eine Evolution, also eine langsame, fortschreitende Entwicklung. Ausgelöst wird diese durch die Blockchain-Ökosysteme, wie sie unter anderem auch für den Handel von Kryptowährungen verwendet werden.

«All dies hat Einfluss auf unser Finanzsystem. Es wird die Art und Weise, wie wir Bankzahlungen heute vornehmen, nachhaltig verändern», sagt er im Gespräch mit finews.ch und betont: «In zehn Jahren werden wir voraussichtlich unsere gesamten Finanzhandlungen auf einem vergleichbaren System durchführen wie die Kryptobranche.»

Schneller und sicherer

Auf den Handel selbst wird dies laut dem SIX-Chef keine grossen Auswirkungen haben. Für die Kunden jedoch schon: «Transfers werden sicherer und schneller abgewickelt werden können», sagt er. 

Der erste Schritt dazu hat die Schweiz bereits getan. Als eines der ersten Länder wurden hierzulande am 1. August 2021 eine gesetzliche Regelung für die Blockchain-Technologie in Kraft gesetzt. Und mit dem Projekt «Helvetia III» schritt die Schweiz auf diesem Gebiet nochmals weiter voran.

«Helvetia III» als Wegebereiter

Bei «Helvetia III» geht es um die Tokenisierung von Zentralbankgeld zur Abwicklung von Vermögenswerttransaktionen. Das Pilotprojekt konzentriert sich auf tokenisiertes Zentralbankgeld für Finanzinstitute (Wholesale-Zentralbankdigitalwährung oder wCBDC). Die SIX führt den Pilotbetrieb dieses Systems in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Nationalbank (SNB) und sechs Geschäftsbanken durch.

Im Rahmen dieses Projekts, Helvetia Phase III, wird zum ersten Mal eine reale Schweizer Franken wCBDC zur Abwicklung digitaler Wertpapiertransaktionen eingesetzt. Die SIX Digital Exchange (SDX), die weltweit führende, vollständig regulierte Infrastruktur für digitale Vermögenswerte, die auf Distributed Ledger Technologie (DLT) basiert, wird als vertrauenswürdiges Gateway fungieren und das Pilotprojekt auf ihrer Plattform für digitale Vermögenswerte hosten.

Keine getrennten Systeme mehr

Wirtschaftlich und rechtlich entspricht das in «Helvetia III» verwendete wCBDC den Sichteinlagen in der Bilanz der SNB. Der Zugang ist auf Banken und Finanzinstitutionen beschränkt, die am Schweizer Echtzeit-Brutto-Abwicklungssystem SIC teilnehmen.

Ein wesentlicher Unterschied zu herkömmlichen Sichteinlagen besteht darin, dass der Pilot tokenisiertes Zentralbankgeld auf derselben Drittanbieterplattform verfügbar macht, auf der auch die tokenisierten Vermögenswerte gehalten werden.

Heute werden Finanzvermögen und Zentralbankgeld üblicherweise in getrennten Systemen gehalten, die miteinander verbunden sind, um Zahlungen und Vermögensübertragungen zu synchronisieren. Mit wCBDC, wie es in «Helvetia III» erprobt wird, sind Vermögenswerte und Zentralbankgeld eng integriert. Dies verringert den Bedarf an Synchronisation und Abstimmung und erleichtert die Programmierbarkeit.