Die Schweizer Vermögensverwalter orientieren sich neu. Sie schichten ihre Aktien um, setzten vermehrt auf Direkt-Investments und geben sich in vielen Fällen nur dann nachhaltig, wenn es die Kundinnen und Kunden explizit wünschen.

Der Verband Schweizerischer Vermögensverwalter (VSV-ASG), die Hochschule Luzern und der US-Asset-Manager Vanguard präsentierten am Mittwoch zum dritten Mal den Anlagebarometer, der aufzeigt, wie unabhängige Schweizer Vermögensverwalter (External Asset Managers, EAMs) investieren.

Der Anlagebarometer sei ein wichtiges Instrument, um die Bedürfnisse der Kunden besser zu verstehen, sagte Roger Bootz von Vanguard. Die wichtigsten vier Trends sind:

1. US-Aktien auf dem Vormarsch

Unabhängige Schweizer Vermögensverwalter investieren am häufigsten in Schweizer Aktien investiert und weisen in diesem Bereich entsprechend ein Übergewicht aus. Der Anlagebarometer zeigt nun erstmals ein verändertes Bild.

Neben Schweizer Papieren wird vermehrt auch in US-Aktien investiert, erstmals weist die Studie auch in diesem Bereich eine Übergewichtung auf. Dies hängt unter anderem mit den «glorreichen Sieben» zusammen, die den Markt dominieren. Bei den Aktien-Allokationen ist vor allem bezüglich Asien eine Veränderung festzustellen: Die Titel aus dieser Region (einschliesslich Japan) ist zwar noch immer untergewichtet, wurden aber auf dieses Jahr hin erhöht. 

2. Direktinvestments bevorzugt

Bei der Umsetzun der Asset Allocation ist der Trend klar: Direktinvestments werden bevorzugt, insbesondere auf der Obligationen-Seite. Bezüglich der Präferenzen schneiden aktive und passive Strategien gleichmässig ab, mit einer Ausnahme: Schweizer Vermögensverwalter bevorzugen eindeutig passive Fonds/ETFs, wenn sie in Aktien der Schwellenländer und des Asien-Pazifik-Raumes investieren.

«Je weiter weg vom heimischen Markt, desto mehr werden Produkte verwendet», sagte Studienautor Manfred Stüttgen von der Hochschule Luzern.

3. Effizienzsteigerungen nicht nur der Kosten wegen

Wenn es um die Kernprozesse des Portfoliomanagements wie Portfoliokonstruktion und Rebalancing geht, verlassen sich die meisten EAMs auf interne Programme und Ressourcen. Bei Prozessen, die mit der Produkteignung zusammenhängen, greifen sie jedoch häufig auch auf externe Tools und Dienstleistungen zurück.

Ein gewisser Appetit auf Veränderungen, sprich externer Programme, ist erkennbar. Das Hauptmotiv ist die Effizienz. Dabei stehen nicht nur Kosteneinsparungen im Vordergrund. «Es geht auch darum, mehr Zeit für den Kunden zu gewinnen», sagte Oliver Maas vom VSV.

4. Nachhaltigkeit vor allem auf Wunsch der Kunden

Der Grossteil der Vermögensverwalter zieht beim Anlageprozess ESG-Kriterien nicht automatisch mit ein, sondern vor allem auf Wunsch der Kundinnen und Kunden (48 Prozent). Ein Drittel dagegen (32 Prozent) wendet sie gar nicht an.

Nachhaltigkeit spielt also keine zentrale Rolle. Laut Maas gibt es noch eine andere Sichtweise: «Wenn der Kunde nachhaltige Investments wünscht, dann kriegt er ist, und dann ist der Vermögensverwalter auch bereit, die entsprechen Kostenfolgen zu tragen», sagte er.