Der CEO der Börsenbetreiberin SIX sieht positive Zeichen für eine Belebung des IPO-Marktes. Ein zu scharfer Wettbewerb zwischen den europäischen Börsen und Differenzen zwischen der EU, Grossbritannien und der Schweiz nütze jedoch nur Dritten, warnt Jos Dijsselhof.
Mit dem Kosmetikunternehmen Galderma in Zürich und dem geplanten Börsengang (IPO) des Parfümherstellers Puig in Madrid haben die Schweizer Börse SIX und deren spanische Tochter BME gleich zwei grosse europäische Transaktionen an Land gezogen.
«Jeder Börsengang, der stattfindet, trägt dazu bei, dass das Umfeld positiver aussieht», sagte nun CEO Jos Dijsselhof zum britischen Finanzportal «Financial News» (Artikel bezahlpflichtig).
Globale Grösse in der Nische
Der erfolgreiche Galderma-Börsengang könne nun andere Unternehmen zu einem Debut ermutigen, hofft der Niederländer an der Spitze des Schweizer Finanzinfrastruktur-Konzerns.
«Der jüngste Erfolg der SIX ist das Ergebnis der Konzentration der Börse auf ihre Nische.» Kosmetik, Pharma und Chemie seien Sektoren, in denen die SIX weltweit konkurrieren könne, lobte Dijsselhof.
Abwanderung in andere Märkte
In den vergangenen Jahren ist eine Reihe von europäischen Firmen an die Börsen in den USA abgewandert. Das betraf insbesondere Infrastrukturfirmen wie CRH oder Tech-Firmen, welche die dortigen Märkte als aussichtsreicher ansehen. «Das war eine grosse Marktverschiebung», blickte Dijsselhof zurück. Die europäischen Börsen würden stärker konkurrieren und seien damit auch ein Spiegelbild der zugrunde liegenden Wirtschaft.
«Wenn es in Europa mehr Wachstum gibt und die Unternehmen ihr Geschäft hier ausbauen können, anstatt in die USA oder nach Asien zu gehen, dann wird auch die Börse besser abschneiden», zeigte er sich überzeugt. «Wenn wir anfangen, zwischen London, Frankfurt, Paris und der Schweiz zu konkurrieren, dann geht alles in die USA, nach Asien oder in den Nahen Osten.»
Wichtige Verbindung zur EU
Die Harmonisierung der Regulierung in der EU verlaufe zu langsam und habe noch keine nennenswerte Ergebnisse gebracht. Die EU müsse die Kapitalmärkte Grossbritannies und der Schweiz in ihre Gespräche mit einbeziehen.
Das jüngste Abkommen zwischen den beiden Nicht-EU-Ländern gehe demgegenüber in die richtige Richtung. Das könne als Orientierung für eine ähnliche Regelung zwischen der Schweiz und der EU dienen. «Rational betrachtet muss dies geschehen. Es ist sehr wichtig für die Schweiz, mit der EU verbunden zu sein», sagte er.
Europäische Investmentbanken gesucht
Ein europäisches Problem sei die allgemeine Schwächung der Finanzindustrie. «Wir haben in Europa keine starken Investmentbanken mehr», stellte der SIX-Chef fest. US-Banken hingegen könnten bei Börsengängen immer auch auf die Möglichkeiten in ihrer Heimat verweisen. «Ich würde gerne stärkere europäische Banken mit starken Investmentbanking-Fähigkeiten sehen.»