Die Tokenisierung von Finanz- und Sachwerten könnte der «Killer-Anwendungsfall» sein, der der Blockchain zum Durchbruch verhilft. Vor allem für die privaten Märkte sieht eine US-Grossbank enormes Potenzial.
Es ist nicht immer einfach, bahnbrechende Innovationen zu identifizieren. Auch das Potenzial der Tokenisierung über die Blockchain wird als revolutionär und wegweisend angesehen. Doch für viele Konsumenten ist die Innovationskraft der Technologie nicht wirklich sichtbar, zumal die Privatverbraucher im Gegensatz zu neuen Innovationen wie Metaverse und ChatGPT keine direkte Schnittstelle dazu haben.
Doch laut der US-Grossbank Citigroup rückt der Wendepunkt immer näher, an dem das versprochene Potenzial der Blockchain realisiert und «in Milliarden von Nutzern und Billionen von Dollar gemessen» wird.
Wendepunkt in Sichtweite
Die Akzeptanz der Blockchain wird erfolgreich sein, wenn es mehr als eine Milliarde Nutzer gibt, die nicht einmal wissen, dass sie die Technologie verwenden, schreibt das Institut in seiner neuen Studie «Money, Tokens, and Games».
Dies werde wahrscheinlich durch die Einführung digitaler Zentralbankwährungen (CBDCs) durch grosse Notenbanken sowie durch tokenisierte Vermögenswerte in Spielen und Blockchain-basierte Zahlungen in sozialen Medien vorangetrieben. Bis 2030 könnten laut Citi-Analysten in den grossen Volkswirtschaften der Welt CBDCs im Wert von bis zu 5 Billionen Dollar im Umlauf sein, von denen die Hälfte mit der Distributed-Ledger-Technologie (DLT) verbunden sein könnte.
Riesiges Potenzial
Laut der Studie ist die Tokenisierung von Finanz- und Sachwerten womöglich der «Killer-Anwendungsfall», der der Blockchain zum Durchbruch verhilft. Es wird erwartet, dass die Tokenisierung auf privaten Märkten um das 80-fache wachsen und bis 2030 einen Wert von fast 4 Billionen Dollar erreichen wird.
Einige der weltweit grössten Vermögensverwalter und Banken, darunter die Schweizer Grossbank UBS, experimentieren bereits mit der Tokenisierung auf privaten oder öffentlichen Blockchains wie Ethereum. Blackrock-Chef Larry Fink glaubt sogar, dass die Tokenisierung die nächste Generation von Märkten und Wertpapieren sein wird.
Noch in den Kinderschuhen
Der weltweite Markt für ausstehende Aktien und festverzinsliche Wertpapiere wird auf über 250 Billionen Dollar geschätzt. Die Autoren der Studie sind daher der Ansicht, dass traditionelle Wertpapiere das Potenzial haben, einer der grössten Anwendungsfälle für die Tokenisierung zu sein.
Die Analysten gehen jedoch davon aus, dass private Märkte die Tokenisierung aufgrund von Vorteilen wie Liquidität, Transparenz und Fragmentierung wahrscheinlich schneller annehmen werden.
Das Wachstum der Produkte befinde sich noch in einem sehr frühen Stadium. Aber die Citigroup sieht bis 2030 ein Potenzial von 4 bis 5 Billionen Dollar für tokenisierte digitale Wertpapiere.
Vielseitig einsetzbar
Die Schätzung geht davon aus, dass 1 Prozent der Unternehmens- und Quasi-Staatsanleihen, 7,5 Prozent der Immobilienfonds, 10 Prozent der Private-Equity- und Risikokapitalfonds und 1 Billion Dollar an Wertpapierfinanzierungs- und Sicherungsgeschäften tokenisiert sind.
Parallel zur Tokenisierung von Wertpapieren wird sich laut der Studie der Markt für Handelsfinanzierungen entwickeln, in dem bis 2030 bis zu 1 Billion Dollar an Volumen über die Blockchain abgewickelt werden könnten. Das entspräche dann etwa 8 bis 10 Prozent des weltweiten Handelsfinanzierungsvolumens.