Trotz des FTX-Fiaskos ist der weltgrösste Vermögensverwalter von der Krypto-Technologie weiterhin überzeugt. Insbesondere für die Tokenisierung von Wertpapieren ist Blackrock-CEO Larry Fink zuversichtlich gestimmt.
Von Wallstreet über das Silicon Valley bis nach Asien haben einige der international namhaftesten Finanzunternehmen in die inzwischen bankrotte Kryptowährungsbörse FTX investiert. Auch Blackrock, der grösste Vermögensverwalter der Welt, gehörte zu den Investoren der ehemals von Sam Bankman-Fried geführten Kryptobörse.
In welchem Umfang sich der US-Vermögensverwalter in FTX engagiert hat, war bislang allerdings nicht öffentlich bekannt. Doch Blackrock-CEO Larry Fink hat nun den Schleier gelüftet. In einem Interview auf einer von der «New York Times» veranstalteten Konferenz erklärte der Starmanager, dass von Blackrock verwaltete Fonds 24 Millionen Dollar in FTX investiert hätten.
In der Defensive
FTX schuldet seinen 50 wichtigsten Gläubigern mehr als 3 Milliarden Dollar und hat insgesamt schätzungsweise 1 Million Gläubiger. Der Zusammenbruch des Unternehmens hat weltweit scharfe Kritik an Wagniskapitalgebern ausgelöst und haufenweise Fragen aufgeworfen, wie professionelle Investoren bei der Kapitalvergabe die Warnzeichen bei FTX übersehen konnten.
Fink verwehrte sich allerdings, über Behauptungen zu spekulieren, dass Blackrock und andere Risikokapitalfirmen wie Sequoia Capital es versäumt hätten, FTX mit der nötigen Sorgfalt zu prüfen. So sagte der Blackrock-Chef unter anderem, dass die «Sequoias der Welt über einen langen Zeitraum hinweg unglaubliche Renditen erzielt haben» und dass er abwarten wolle, «welche neuen Fakten über das FTX-Fiasko» auftauchen würden.
Zukunftträchtige Tokenisierung
Der Blackrock-Mitbegründer denkt, dass der Grund für das Scheitern von FTX darin liegt, dass das Unternehmen seinen eigenen Token FTT geschaffen hat. Auch andere zentralisierte Kryptobörsen wie Binance geben eigene Tokens aus. Der Spitzenmanager deutete dabei an, dass er weiterhin skeptisch gegenüber solchen Token ist und dass er glaube, dass viele dieser Unternehmen den Krypto-Winter wohl nicht überständen.
Trotz des FTX-Debakels ist Fink aber überzeugt, dass die Technologie hinter Krypto «sehr wichtig sein wird». Insbesondere für die Tokenisierung von Wertpapieren sieht er grosses Potenzial. Zu den potenziellen Vorteilen der Tokenisierung gehört seiner Meinung nach, dass sie das Ökosystem der Anleger verändern würde, quasi eine Evolution des Investierens, da statt den Banken zu vertrauen, ein «sofortiges Settlement» auf verteilten Ledgern möglich wäre, die jeden Eigentümer und Verkäufer von Wertpapieren anzeigen.
Vorstoss ins Krypto-Universum
Der von Fink geführte Vermögensverwalter baut seine Krypto-Interessen zügig aus. So gab er im August eine Zusammenarbeit mit der börsenkotierten US-Kryptobörse Coinbase bekannt, wie auch finews.ch berichtete. Wie Anfang November mitgeteilt wurde, verwaltet Blackrock neu auch einen massgeschneiderten Reservefonds für Circle, den Emittenten des nach Marktkapitalisierung zweitgrössten Stablecoin USDC. Im April hatte sich das Unternehmen schon an der 400-Millionen-Dollar-Finanzierungsrunde von Circle beteiligt.