Für die unabhängigen Vermögensverwalter in der Schweiz wird 2023 ein entscheidendes Jahr. Zum einen benötigen sie für ihre weitere Geschäftstätigkeit eine Lizenz der Finma, zum andern dürfte ein weiteres schlechtes Börsenjahr manchen Unternehmen zusetzen. Doch wie schätzen die Akteure selbst ihre Situation ein?
Als grösstes Risiko im neuen Jahr erachten die unabhängigen Vermögensverwalter in der Schweiz eine Rezession in Europa. Mehr als 70 Prozent der Befragten sind dieser Meinung. Als zweitgrösstes Risiko gilt der anhaltende Krieg in der Ukraine, gefolgt von der Ungewissheit in China (vgl. nachstehende Grafik).
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Für die unabhängigen Vermögensverwalter wird 2023 in mehrfacher Hinsicht ein entscheidendes Jahr. Denn ab sofort benötigen die Unternehmen eine Lizenz der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma), um ihre Geschäftstätigkeit fortzuführen. Allerdings haben es viele Firmen bislang versäumt, dieser Anforderung nachzukommen, wie auch finews.ch verschiedentlich berichtete.
Vor diesem Hintergrund dürften viele, vor allem kleinere Unternehmen aus dem Markt ausscheiden. Dieser Meinung sind auch die Akteure selbst. Die Mehrheit von ihnen rechnet mittelfristig mit noch rund 1'500 unabhängigen Vermögensverwaltern in der Schweiz. Aktuell sind es noch rund 2'200 (vgl. nachstehende Grafik).
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Höhere Aktienkurse in den nächsten drei Monaten
Diese Informationen gehen aus dem Aquila-Vermögensverwalter-Index (AVI) hervor, den die Schweizer Aquila-Gruppe alle drei Monate in Zusammenarbeit mit finews.ch publiziert. Der Index fasst verschiedene Prognosen und Einschätzungen von unabhängigen Vermögensverwaltern in der Schweiz zusammen. An der jüngsten Umfrage beteiligten sich 150 Firmen.
Trotz der vielen Ungewissheiten und Risiken im neuen Jahr gehen die unabhängigen Vermögensverwalter von höheren Aktienkursen in den nächsten drei Monaten aus. Dieser Meinung sind beachtliche 59 Prozent, während es vor drei Monaten lediglich 45 Prozent waren. Mit tieferen Kursen rechnen bloss noch 20 Prozent, nachdem es Ende September 2022 noch 30 Prozent gewesen waren (vgl. nachstehende Grafik).
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Uneinigkeit in Sachen Zinspolitik
Mit Blick auf die Zinspolitik der Zentralbanken sind sich die unabhängigen Vermögensverwalter uneinig, wann genau die US-Notenbank erstmals die Zinsen wieder senken wird. Knapp ein Viertel geht bereits im dritten Quartal 2023 von einem solchen Schritt aus, während etwas mehr als ein Viertel erst im vierten Quartal 2023 eine Senkung erwartet.
Rund 30 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass die amerikanische Zentralbank frühestens 2024 entsprechend reagieren werde (vgl. nachstehende Grafik).
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Verhalten optimistisch
In drei Monaten (vgl. nachstehende Grafik) sehen die unabhängigen Vermögensverwalter den Swiss Market Index (SMI) auf einem Stand von 11'031 (aktuell: 10'729).
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Skeptisch sind die unabhängigen Vermögensverwalter in Bezug auf Gold; die verschiedenen Zinserhöhungen der Zentralbanken haben die Sicht auf das gelbe Edelmetall eingetrübt.
Gold deutlich unter 2'000 Dollar
So rechnen die Befragten bis Ende März 2023 bloss noch mit einem Preis von 1'828 Dollar pro Feinunze (aktuell: 1'841 Dollar) – also deutlich unter der Marke von 2'000 Dollar.
Die Rendite des 10-jährigen US-Treasury schätzen sie in drei Monaten auf 3,78 Prozent (aktuell: 3,87) und den Euro-Franken-Wechselkurs auf 0,9770 (aktuell: 0,9858).
- Der nächste AVI-Index erscheint im April 2023.