Chinas Zentralbank hat zum dritten Mal innert eines halben Jahres die Leitzinsen erhöht. Mark Edwards von T. Rowe Price weiss mehr dazu.

Mark_Edwards«Die chinesische Regierung unterstreicht mit jeder Zinserhöhung ihre Entschlossenheit, steigenden Preisen und vor allem den massiv höheren Nahrungskosten Einhalt zu gebieten.» Das sagt Mark Edwards (Bild), Portfolio Manager beim amerikanischen Asset Manager T. Rowe Price.

Edwards erwartet durch diese Massnahme zwar ein leicht tieferes Wachstum. Er begrüsst sie jedoch auch, da sie für ein nachhaltigeres langfristiges Wirtschaftswachstum in China sorgen wird. Für Investoren bleibe der wichtigste Wachstumsmarkt attraktiv.

Schlechtes Wetter

Mark Edwards: „Wir erwarten kurzfristig einen weiteren Inflationsanstieg. Chinas Zentralbank ist gewillt, diesen zu bekämpfen, daher rechnen wir mit zusätzlichen Leitzinserhöhungen. Die chinesische Regierung wird allerdings die Entwicklungen und Konsequenzen der jüngsten Leitzinserhöhung sorgfältig beobachten, bevor weitere Massnahmen ergriffen werden.»

Die jüngste Entscheidung war gemäss Edwards eine Folge des schlechten Wetters in den wichtigsten Agrarregionen beziehungsweise der daraus resultierenden steigenden Nahrungsmittelkosten. Für die chinesische Regierung sind steigende Nahrungsmittelkosten wegen des direkten Einfluss auf die Stimmung in der Bevölkerung ein wichtiger Faktor, wird doch in China ein Drittel der Konsumausgaben für Nahrungsmittel aufgewendet.

Zinsraten bereits eingepreist

In den USA liegt dieser Wert vergleichsweise bei 13 Prozent. Das Wachstum Chinas wird möglicherweise ein wenig unter der Leitzinserhöhung leiden. Allerdings glaubt Edwards, dass der Markt die höheren Zinsraten bereits eingepreist hat. Daher ist er überzeugt, dass die Massnahme richtig war, um das chinesische Wachstum und den Inflationsdruck einzudämmen.

Die jüngste Massnahme Chinas war ein weiterer Schritt, um die Inflation zu bekämpfen. Der nächste logische Schritt wäre es, die weitere Aufwertung des Renminbi zuzulassen. Der T.-Rowe-Price-Manager erwartet allerdings nicht, dass die Regierung dies in absehbarer Zeit erlauben wird.

Strukturelle Reformen

«Der Fokus wird eher auf strukturellen Reformen liegen, mit Schwerpunkt auf eine kurzfristige Stabilisation bezüglich der aufkommenden Inflationsangst. Dies wird langfristig zu einem gesünderen und nachhaltigeren Wachstum führen. Investoren sollten daher bei China-Engagements auf diese Langfristigkeit fokussieren und sich nicht auf politische Entscheidungen versteifen, die allenfalls kurzfristig Einfluss auf die Finanzmärkte haben werden», sagt Mark Edwards.

Konsumtitel werden profitieren

Edwards empfiehlt momentan chinesische Konsumaktien, da diese ein relativ geringes politisches Risiko bergen und gleichzeitig in absehbarer Zeit ein beträchtliches Renditepotenzial ausweisen.

«Die Urbanisierung, Industrialisierung und rapide Zunahme der inländischen Konsumentenschicht haben die Wirtschaft Chinas in den jüngsten Jahrzehnten angetrieben. Diese Wachstumsstory hat sich nicht geändert – ich bin daher weiterhin überzeugt, dass China langfristig ein solides Investment bleibt», sagt Edwards.