Wenn am Sonntag das Schweizer Stimmvolk über die Lex-Netflix, Frontex und Transplantations-Gesetz abstimmen, befinden die Bürger vom Gland über die Expansionspläne einer Bank: Darüber nämlich, ob Swissquote ihren Turmbau in der Gemeinde am Genfersee umsetzen darf. Die Emotionen gehen hoch.

Die Bevölkerung von Gland VD ist gespalten. Swissquote ist das grösste Unternehmen der 13'000-Einwohner-Gemeinde nördlich von Nyon. Die grösste Schwiezer Online-Bank hat in den vergangenen Jahren starkes Wachstum erlebt und plant nun einen Quantensprung. Die Belegschaft soll in den kommenden Jahren von dertzeit rund 700 auf 1'700 mehr als verdoppelt werden. Dazu muss jedoch ein neuer grosser Hauptsitz gebaut werden, um die nötigen räumlichen Kapazitäten zu schaffen.

Doch im Vorfeld der Abstimmung am 15. Mai werden die Diskussionen darüber, ob der neue Swissquote-Turm in Gland eine Baugenehmigung erhalten sollte, immer hitziger, wie «Le Temps» (Artikel bezahlpflichtig) am Dienstag berichtete.

60-Meter-Turm

Mit dem neuen Projekt will Mitgründer und CEO Marc Bürki Swissquote weiter in seiner Heimatstadt verankern. Der Bau soll den Mitarbeitenden alle nötigen Einrichtungen unter einem Dach bieten und mit einem 60 Meter hohem Turm auch landschaftlich ein deutliches Zeichen am Genfersee setzen.

Doch genau daran scheiden sich die Geister: Zu gross, zu dominant, so der Vorwurf. Und vor allem so hoch, dass er den Anwohnern die Sonne nimmt. Gegen den neuen Nutzungsplan für das Industriegebiet «La Crétaux» haben Pascal Riesen und Pierre Wegmüller das Referendum ergriffen. Sie wohnen direkt neben dem derzeitigen Standort des Unternehmens und sind verärgert.

Laut ihren Berechnungen könnte der Schattenwurf des Swissquote-Turms von Oktober bis März bis zu 800 Stunden pro Jahr betragen. Ein Wert, der vom Ja-Komittee bestritten wird.

Mit Wegzug gedroht

Sollten die Bürgerinnen und Bürger von Gland den Bebauungsplan bachab schicken, könnte das längerfristig einen Wegzug von Swissquote bedeuten. «Wir brauchen Platz, um unsere Aktivitäten zu entwickeln, und da wir mit Gland verbunden sind, möchten wir dies hier tun», sagt Bürki gegenüber der Zeitung. «Wir sind bereit, hier mit Paolo (Buzzi, Mitbegründer von Swissquote) zu investieren, da es eine emotionale Seite gibt. Aber wenn das in den nächsten Jahren nicht geschieht, bin ich nicht sicher, ob unsere Nachfolger diese regionale Verbundenheit beibehalten werden.»