Der Ausverkauf bei den Kryptowährungen setzt sich fort. Eines der grössten Hype-Segmente im Web3 hält sich bislang aber überraschend gut – und zieht Milliarden an.
Schwächere Konjunkturdaten, hohe Inflationszahlen, die Sorge um steigende Zinsen – die Aktienmärkte stehen seit Jahresbeginn unter Abgabedruck. Am (gestrigen) Donnerstag schickten die Anleger die Weltleitbörse in Wall Street erneut auf eine rasante Talfahrt, die noch in den Freitag hinein für Turbulenzen sorgte.
Die Angst, die US-Notenbank werde die Zinszügel womöglich noch stärker anziehen als bislang signalisiert, hat auch die Kryptomärkte erfasst. Bitcoin & Co wurden ebenfalls von einer Verkaufswelle überrollt. Seit Jahresbeginn haben wichtige digitale Währungen wie Bitcoin, Ethereum, Ripple, Cardano oder Solana gegenüber dem Dollar zwischen 25 und 50 Prozent verloren. Gegenüber den Höchstständen von Herbst 2021 fallen die Kurseinbussen noch schmerzhafter aus.
Und sie korrelieren doch...
Die Annahme, dass virtuelle Währungen ein unkorrelierter Vermögenswert sind und in Zeiten steigender Inflationsraten als sicherer Hafen Schutz bieten, steht zunehmend auf wackeligen Beinen. Denn seit institutionelle Investoren immer stärker am Kryptomarkt partizipieren, hat die Korrelation zu den Aktienmärkten in Stressphasen deutlich zugenommen.
Da liegt die Vermutung nahe, dass der Markt für nicht-fungible Token (NFT) kräftig unter die Räder kommt. NFT waren in den letzten zwei Jahren einer der dynamischsten und prominentesten Bereiche von Web3. Erst vor wenigen Tagen warf denn auch das amerikanische Blatt «Wall Street Journal» die Frage auf: Ist dies der Anfang vom Ende der NFT? Dabei schlussfolgerte das renommierte Wirtschafszeitung in seinem Artikel, dass der Markt für NFT kollabiere.
Bereits für 37 Milliarden Dollar gehandelt
Zu einem ganz anderen Schluss kommt das Krypto-Researchinstitut Chainalysis. So haben Sammler seit Jahresbeginn bereits mehr als 37 Milliarden Dollar (Stand per 1. Mai) an NFT-Marktplätze gesendet. Diese Summe entspricht fast dem Gesamtbetrag für das Jahr 2021. Letztes Jahr haben Investoren Kryptowährungen im Wert von 40 Milliarden Dollar an Smart Contracts gesendet, die mit NFT-Sammlungen und -Marktplätzen verbunden sind.
Seit dem Spätsommer 2021 ist das Wachstum der NFT-Transaktionen allerdings in Schüben verlaufen, wie Chainalysis weiter feststellt. Dabei hat die Aktivität mit Ausnahme von zwei grossen Ausschlägen weitgehend stagniert. Ausgelöst wurden die beiden Schübe wahrscheinlich durch die Veröffentlichung der Kollektion «Mutant Ape Yacht Club» (Ende August 2021) und durch den Start des NFT-Marktplatzes LooksRare (Januar/Februar 2022).
Bored Ape Yacht Club sorgt für Belebung
Seit Mitte April hat sich die Transaktionstätigkeit am NFT-Markt wieder belebt und nähert sich nun gemäss Chainalysis den wöchentlichen Volumina zu Beginn des Jahres. Zurückzuführen sei dies wahrscheinlich auf den kürzlichen Start des Metaverse-Projekts von Bored Ape Yacht Club.
Trotz dieser Schwankungen im Transaktionsvolumen nimmt die Anzahl aktiver NFT-Käufer und -Verkäufer weiter zu. Stand 1. Mai haben 491.000 Adressen mit NFT gehandelt, womit der NFT-Markt seinen vierteljährlichen Wachstumstrend fortsetzt. Insgesamt ist diese Zahl seit dem zweiten Jahresviertel 2020 in jedem Quartal gestiegen.