Der Internationale Währungsfonds hat die Schweiz unter die Lupe genommen. Die Abgesandten wiederholen dabei Warnungen, welche die Bankbranche schon oft gehört hat.
Der Internationalen Währungsfonds (IWF) hat seine diesjährige Länderprüfung der Schweiz vom 23. März bis 6. April durchgeführt; am Mittwoch orientierten dessen Abgesandte sowie Schweizer Behördenvertreter in Bern zum Resultat des Examens.
Nachdem die Prüfung im vergangenen Jahr virtuell abgehandelt werden musste, war die Mission unter der Führung von Mark Horton nun vor Ort zugange und tauschte sich unter anderem mit dem Schweizerischen Nationalbank (SNB), der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) und dem Staatssekretariat für internationale Finanzfragen (SIF) aus.
Ukraine-Krieg schlägt auf das Wachstum durch
Die IWF-Abgesandten hielten fest, dass sich die Schweizer Volkswirtschaft 2021 kräftig vom Pandemie-Einbruch erholt habe. Für 2022 wird von einem weiterhin überdurchschnittlichen Wachstum von 2,2 Prozent ausgegangen. Die Unsicherheiten seien jedoch hoch und erfordern eine vorausschauende Politik. Genannt werden Risiken wie Energieknappheit, eine Gefährdung der Preisstabilität oder neue Pandemiewellen.
Zudem könnten die Folgen des Ukraine-Kriegs das Wachstum dieses Jahr um einen halben Prozentpunkt schmälern, warnte Horton vor Medienvertretern. Nächstes Jahr könnte der Effekt dann nochmals mit einem Minus von 0,25 Prozentpunkten zu Buche schlagen.
Die Inflations-Prognose des IWF lautet für die Schweiz auf 2,5 Prozent. Das spiegle den Preisdruck bei den Rohstoffen und der Energie sowie das höhere Preisniveau der Importe wider.
Risiken für Inlandbanken
Die Kapitalausstattung der Banken habe sich in der Krise als angemessen erwiesen, stellten die IMF-Abgesandten fest. Mit einem starken Preis- und Kreditwachstum im Immobiliensegment hätten aber vor allem für die Inlandbanken die Risiken zugenommen. Ein rascher Zinsanstieg könnte dort zu einer Preiskorrektur führen. Damit stellt sich der Weltwährungsfonds hinter die Ermahnungen von Finma und SNB an die Bankbranche.
Der IWF begrüsst die Reaktivierung des antizyklischen Kapitalpuffers als Massnahme zur Stärkung der Resilienz der Banken. Dennoch sei es angezeigt, weitere Instrumente zur Reduktion der systemischen Finanzrisiken auf dem Immobilienmarkt ins Auge zu fassen, heisst es weiter.
Debakel wie Archegos hallen nach
Die Überwachung der Grossbanken wird als wirksam bezeichnet und werde laufend verbessert. Weiteren Handlungsbedarf sieht der IWF aber bei der bankinternen Governance und dem Risikomanagement – die Grossbanken-Debakel wie Archegos und Greensill werde also auch beim IWF wahrgenommen.
Der Vorschlag des Bundesrates, ein Instrument zur Liquiditätshilfe im Rahmen eines Sanierungsverfahrens (Public Liquidity Backstop) einzuführen, wird ebenfalls begrüsst.
Klaffende Lücke bei der Vorsorge
Als weitere politische Prioritäten bezeichnet der IWF die vorgesehenen Reformen der AHV und der 2. Säule. Damit könnte die Finanzierung der Alterswerke für die nächste Dekade sichergestellt werden.
Längerfristig dürfte dies aber nicht ausreichen, um die Vorsorgelücken zu schliessen. Umso wichtiger sei es, dass sich Reformen wie jene bei der Verrechnungssteuer nicht negativ auf das Einkommen des Staates niederschlügen.