Die grossen Privatmarkt-Häuser halten sich schon seit der Annexion der Krim mit Engagements in Russland zurück. Der Ukraine-Krieg könnte nun ein Schlaglicht auf die Risiken im Geschäft mit autokratischen Staaten werfen.
Nach dem Ende des Kalten Krieges glaubte man, dass die Förderung von kommerziellen und finanziellen Verbindungen dazu beiträgt, politische und soziale Werte zu schaffen. Der Urkaine-Krieg zeigt jedoch, dass die Fähigkeit des Handels, Gräben zu überbrücken, begrenzt ist. Stattdessen öffnen sich neue Klüfte, wie auch finews.ch schon beobachtete.
Nun haben es viele westliche Banken, multinationale Konzerne und Beratungsunternehmen eilig, sich so schnell wie möglich aus Russland zurückzuziehen. Private Equity reagierte schon wesentlich früher: Die meisten der renommierten Namen haben sich bereits vor der Ukraine-Krise von Russland ferngehalten, schreibt die «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig).
Gute Zeiten, schlechte Zeiten
Die britische Zeitung zitiert dabei eine Quelle beim US-Riesen Blackstone: In guten Zeiten habe man schlicht nichts gefunden, in das es sich zu investieren lohnte. Und in schlechten Zeiten sei es unvorstellbar gewesen, dort Vermögen anzulegen.
Als eine Ausnahme wird etwa die Beteiligungsgesellschaft Texas Pacific Group (TPG) genannt. Das Unternehmen hatte die Supermarktkette Lenta sowie eine Beteiligung an der inzwischen sanktionierten Bank VTB erworben. Das Lenta-Geschäft sei zwar zeitweise eine Herausforderung gewesen, habe sich aber letztendlich als finanzieller Gewinn erwiesen. «Dies war ein gutes Geschäft für TPG, aber es wäre ein noch besseres Geschäft gewesen, wenn es nicht in Russland gewesen wäre», so eine Quelle gegenüber dem Blatt.
Ende Februar musste auch die staatliche Beteiligungsgesellschft Russian Direct Investment Fund (RDIF) einen schweren Schlag hinnehmen. Der Fonds und ihr CEO Kirill Dmitriev wurden von den USA auf die Sanktionsliste gesetzt. Dmitriev sei ein enger Vertrauter des russischen Präsidenten Wladimir Putin, so die Begründung. US-Präsident Joe Biden bezeichnete den Fonds wenig schmeichelhaft schon als «Putins Schmiergeld-Kasse».
Der RDIF verwaltet nach eigenen Angaben ein Kapital von 10 Milliarden Dollar und habe 40 Milliarden Dollar in gemeinsamen Fonds aus 16 verschiedenen Ländern angezogen.
Problematische Länder unter der Lupe
Die jüngste Entwicklung könnte dafür sorgen, dass auch die Beziehungen mit anderen autokratisch gelenkten Ländern einer strengeren Prüfung unterzogen werden, glaubt man nun in der Branche. Dies gilt auch gegenüber potenten Staatsfonds. Genannt werden dabei etwa Chinese Investment, die Abu Dhabi Investment Authority oder die Mubadala Investment Company aus den Vereinigten Arabischen Emiraten.
«Wir bewegen uns auf eine bipolare Welt mit viel stärker segmentierten Kapitalmärkten zu», sagte ein früherer RDIF-Berater zum britischen Blatt. «Es scheint viel riskanter zu sein, als noch vor zehn Jahren».