Der Chef der deutschen Finanzaufsicht, Mark Branson, greift bei der Bafin durch und überwacht den Umgang mit Informanten direkt. In seiner Zeit als Finma-Direktor war dies kaum je Thema.
Der Wandel des Mark Branson seit seinem Wechsel von der Eidgenössischen Finanzaufsicht (Finma) zur deutschen Bafin ist bemerkenswert. Alles, was in der Schweiz offenbar nicht möglich war, nimmt er nunmehr in Deutschland in Angriff.
Bestes Beispiel dafür ist das Whistleblowing, das Branson bei der deutschen Finanzaufsicht zur Chefsache erklärt, wie das deutsche «Handelsblatt» (Artikel bezahlpflichtig) berichtete.
Wichtiges zentral geregelt
Der neue Bafin-Präsident macht die Rechts- und Compliance-Fragen zur Chefsache. Ab 1. Dezember übernimmt der Brite mit Schweizer Pass die Abteilung Recht, zu der auch die Hinweisgeberstelle für Whistleblower gehört, sowie die Stabsstelle Compliance.
«Aus dem Geschäftsbereich Innere Verwaltung und Recht werden die Zentrale Rechtsabteilung und die Zentrale Compliance in den Präsidialbereich verlagert», bestätigte ein Bafin-Sprecher gegenüber dem Blatt. Compliance werde dabei in die Rechtsabteilung integriert. Damit werde das Profil des Geschäftsbereichs Innere Verwaltung und Recht dadurch geschärft und auf die komplexen Aufgaben der inneren Verwaltung konzentriert.
Nationales mit Internationalem verbinden
Die Bafin begründete den Schritt damit, dass «kritische bereichsübergreifende Steuerungs-, Kontroll- und Beratungsfunktionen sowie die anfängliche Betreuung von Zukunftsthemen wie jetzt Sustainable Finance» zentralisiert würden. Im Gegenzug dezentralisiere sie geschäftsbereichsnahe Funktionen. So wandern die internationalen Referate für Versicherungen, Banken und Verbraucherschutz in die Obhut der dafür auch national zuständigen Exekutivdirektoren Raimund Röseler (Banken), Frank Grund (Versicherungen) und Thorsten Pötzsch (Verbraucherschutz).
Bereits vor einigen Tagen war bekanntgeworden, dass Branson die deutschen Banken an eine kürzere Leine nehmen will, wie unter anderem finews.ch berichtete.
Schweiz im Hintertreffen
Auffallend ist im Zusammenhang mit den jüngsten Veränderungen die Bedeutung des Whistleblowings. Während Branson dies richtigerweise zur Chefsache macht, nimmt dies in der Schweiz eher eine untergeordnete Rolle ein. Gewiss, in der EU gelten ab Mitte Dezember mit Lancierung der EU-Whistleblower-Richtlinie bald neue Regeln, weshalb sich auch die Aufsichtsbehörden in den einzelnen Mitgliedstaaten überlegen müssen, wie sie das Thema organisatorisch angehen.
Und angesichts der Tatsachen, dass Bafin-Mitarbeiter umfänglich mit Aktien und Derivaten des mittlerweile insolventen Zahlungsdienstleisters Wirecard privat gehandelt hatten, musste die Bafin die internen Kontrollen höher gewichten.
In der Schweiz war das Ganze kaum je ein Thema gewesen. Geld gibt es für Hinweisgeber über Missstände ohnehin keins. Aber das Land tut sich generell mit Whistleblowing schwer, also etwa Ombudsstellen einzurichten oder Informanten den Rücken zu stärken. Und das Schweizer Parlament geht sogar eher in die umgekehrte Richtung als die EU und reduzierte den Schutz für Whistleblower.