Erneut kauft die Beteiligungsfirma von Warren Buffett für Milliarden eigene Aktien. Gehen dem Börsen-Guru die Anlageideen aus – oder bleibt er mit den Rückkäufen nur sich selber treu?
Berkshire Hathaway, die Beteiligungsfirma von Warren Buffett, ist zu den Krisengewinnern zu zählen. Dieser Tage lieferte die Finanzinvestorin ein Betriebsergebnis von 6,7 Milliarden Dollar ab – einen Fünftel mehr als im Jahr zuvor. Die sprudelnden Einkünfte sorgten mit dafür, dass der 90-jährige Starinvestor mit seinem Unternehmen mittlerweile auf einem Cash-Berg von nicht weniger als 144 Milliarden Dollar sitzt.
Reichlich Pulver also, um die nächste wegweisende Grossinvestition zu tätigen.
Mehr als zwölf Millarden für eigene Aktien
Doch genau darauf mussten die Fans und Börsianer zuletzt warten. Angesichts der markant angestiegenen Bewertungen an den Aktienmärkten tut sich das «Orakel von Omaha», wie Buffett ehrfürchtig genannt wird, offensichtlich schwer mit grösseren Transaktionen. Was nicht heissen will, dass Berkshire Hathaway nicht Milliarden von Dollar für Aktienkäufe ausgeben würde – nur sind es die eigenen Titel.
So hat die Beteiligungsfirma im vergangenen Quartal eigene Aktien im Gegenwert von etwa 6 Milliarden Dollar zurückgekauft. Aufs bisherige Jahr 2021 besehen sind es damit schon 12,6 Milliarden Dollar, welche das Unternehmen so ausgab. Damit verfestigt sich das Muster, das seit 2019 bei Berkshire Hathaway erkennbar ist – seit damals nutzt der Börsen-Guru seine Milliarden verstärkt für Aktienrückkäufe.
Dabei hat Berkshire Hathaway die Kurspflege, die sich aus den Rückkäufen ergibt, eigentlich nicht nötig. Die Aktie ist mit aktuell 430'160 Dollar unangefochten die teuerste der Welt. Die seit Jahresbeginn erzielte Rendite beträgt mehr als 23 Prozent und hat damit die Entwicklung beim US-Leitindex S&P 500 (18 Prozent) deutlich überrundet. Damit drängt sich die Frage auf, die bei Aktienrückkauf-Programmen stets zu stellen ist: Fällt dem Unternehmen für sein Geld nichts besseres ein?
Schwieriges Umfeld für «Value»
Bei Buffett ist dieser Verdacht insofern nicht ganz unbegründet, als er doch Anfang 2020, zu Beginn der Coronakrise, eine gewisse Ideenlosigkeit an den Tag legte. Die rasche Erholung der Märkte und die exorbitant hohen Bewertungen gewisser Titel machten es dem Altmeister der Börse seither nicht einfacher: Der von ihm propagierte «Value»-Stil zielt ja gerade darauf ab, unterbewertete Titel mit verkanntem Potenzial aufzuspüren.
Doch wie sich zeigt, sind in den Augen von Buffett Aktienrückkäufe keine Notlösung, sondern eine Tugend. Dies legte er schon 1984 in einem Investorenbrief dar: Solche Programme, argumentierte er damals, spornten andere Börsianer zu Zukäufen an. Was wiederum die Kurse auf Niveaus bringe, die dem Inneren Wert des Unternehmens besser entsprächen.
Im Unruhestand
Auf jeden Fall sei so meistens mehr Wert zu gewinnen, als wenn das Geld für die Übernahme von anderen Firmen eingesetzt würde, stellte Buffett lakonisch fest.
Buffett, der Berkshire Hathaway seit 1965 leitet, hat aber auch bewiesen, dass er bereit ist, über den eigenen Schatten zu springen – dies bewies er unlängst mit Investments in Bankaktien. Dass er es nun ruhig angehen lässt und sich demnächst aufs Altenteil verabschiedet, scheint ebenfalls unwahrscheinlich.
Obwohl er nun auch das könnte: Als Nachfolger an der Spitze von Berkshire Hathaway ist Greg Abel vorgesehen, bislang Spartenchef beim Konglomerat.